Ich habe grundsätzlich die Angewohnheit, das Ende eines Romans zuerst zu lesen. Es ranken sich großartige Mythen rund um den ersten Satz. Die Sache mit dem Fesseln des Lesers. Dinge wie der multizitierte Anfang von Hundert Jahre Einsamkeit, der sich für die Schriftsteller des Booms zu einer Art Sinnspruch wie „Sesam öffne dich“ entwickelt hat: […]
Der Blues der Globalität
Ich bin zwanghaft obsessiv. So wie ein Kokainabhängiger den halben Tag damit beschäftigt ist, Kokain zu besorgen, zu kaufen, mitgehen zu lassen, so investiere ich dieselbe Zeit in das Herunterladen von Musik. Ich habe furchtbare Entzugserscheinungen. Ich erleide die Beklemmungen eines Sammlers, komme nicht zur Ruhe, bis ich nicht die komplette Plattensammlung von Bands, die […]
Democracia = Demokratie?
Wir schreiben seit ein paar Monaten in diesem Blog mit dem Titel „Los Superdemokraticos“. Aber: Bedeutet Demokratie für die deutschen und die lateinamerikanischen Autoren überhaupt über das Gleiche? Wenn doch schon der Begriff bei einem Kolombianer und einem Argentinier völlig unterschiedliche Assoziationen auslösen kann! „Die Rückkehr zur Demokratie“ ist für einen Argentinier ein Meilenstein, ein […]
Der Traum der Bestie
Ich verspüre keine Verlangen danach, einen Hund zu adoptieren und ihm einen literarischen Namen zu geben, der ihn für meine Sicherheit verantwortlich macht, während ich die Grenzen zwischen Realität und Traum bewohne. Ein Nomade sollte sich niemals im Stich gelassen fühlen, denn er hat eine archetypische Familie, die in unterschiedlichen Dimensionen Gestalt annimmt. Er kann […]
Tschandrawati
Mein erstes Buch ist in viele Sprachen übersetzt worden. Manchmal fragen mich deutsche Leser, was Leute im Ausland denn an meinen Geschichten interessiert (jedenfalls an denen, die in oder nach der DDR spielen). Die könnte man dort doch eigentlich gar nicht verstehen. Gelegentlich wurde ich sogar von Ostdeutschen gefragt, ob man jenseits der Elbe überhaupt […]
Völker dieser Welt, schaut auf mich!
Seit drei Wochen weiß die Welt, wo ich wohne. Nicht, weil ich es ihr gesagt hätte – ich bin lediglich umgezogen und muss endlich nicht mehr diesen ganzen Quatsch machen mit „a rather big down in the Ruhr District, an industrial area north of Cologne“ (Kindheit, Dortmund) oder „a small city south of Hannover, in the center […]
Über Lendenschürze, Morenadas und Hip Hop
Nein, wir tragen keinen Lendenschurz und wir rennen auch nicht mit Pfeilen bewaffnet durch die Gegend. Unsere Frauen tragen auch keinen Obstkorb auf ihrem Kopf und schwingen völlig grundlos die Hüften. Wir Lateinamerikaner sind ein lebensnotwendiger Bestandteil dieses globalen Dorfs, mit Managern in schicken Dreiteilern, die auf der geteerten Undurchschaubarkeit der Down Towns herumlaufen, und […]
Ego
Garabateé como siempre muchas cosas en mi cabeza, en papeles, en el celular y en la compu antes de empezar a escribir esta despedida. No sabía si la mejor estrategia era hablar de lo que sentí durante todo el proceso de trabajo junto a ustedes, o si debía hacer un balance de la época, como un cronista calvo que da cuenta de los gritos que vienen desde la calle, desde mi cuadra. Dejar constancia de que acá, en el sur, las cosas se mueven como nunca para todos lados. Anotar que “la cultura de Buenos Aires explota y florece gracias a que las nuevas generaciones ya no tienen los miedos que nos aquejaron a los Superdemokráticos, a los que todavía nos sentimos obligados a subrayar la democracia, el feminismo, el reformismo, la libertad individual, sexual, de pensamiento, de prosa, de caminata nocturna sin militares sangrándonos como a nuestros padres, pero que sí debimos sufrir el peso de los dedos señalándonos, dedos amigos, vecinos, dedos dedeándonos”. De cualquier forma, no soy como ese mago enmascarado que revela sus trucos al finalizar el show, así que no estoy obligado a elegir tales recorridos argumentales, prefiero lo espontáneo.ED)
Im Abschiednehmen war ich nie gut
Im Abschiednehmen war ich nie gut. Es ist nicht so, dass ich Abschiede nicht mögen würde, ich würde fast behaupten, dass sie mir egal sind. Ich werde mir einfach nie des Endes von etwas bewusst. Und nicht etwa, weil ich zu denjenigen Personen gehören würde, die sagen „man weiß nicht, was man hat, bis man […]
Ich lese, damit mir die Dinge von Bedeutung sind
Es gibt Tage, an denen mir alles erdrückend und sinnlos erscheint. Dann sind mir nur noch der Kaffee, das Essen, der Mantel und der Zug von Bedeutung, der in der Ferne vorbei fährt, ohne dass ich darüber nachdenke, wer vorbeifährt, wer die Fenster bewohnt, hinter ihnen leidet oder lacht. Ich erliege der Versuchung, dass mir […]
Cagey Area
Wie man aus der Wohnung, wo einer haust, und aus dem Stadtviertel, das er bewohnt, sich ein Bild von seiner Natur und Wesensart macht, hielt ich es mit den Tieren des Zoologischen Gartens. (Walter Benjamin) Zoologische Gärten sind Schnittstellen, die von dem Leben der eigenen mit der je anderen Art zeugen. Ihre Gestaltung spiegelt das Selbstverständnis […]