Mit 13 Jahren, nach einem stilistischen Debakel beim Fußball, entschloss ich mich, Boxer zu werden. Ich dachte – obwohl ich nie herausfinden werde, ob ich Recht hatte –, dass ich auf eine massive und mächtige Waffe zurückgreifen konnte, die meine Gegner nicht besaßen: Intelligenz, schnelle Auffassungsgabe. Auf einem Spielfeld ist es wichtig, die gegnerische Mannschaft zu lesen, aber die Hüfte, die Präzision des Tritts, die Kraft beim Sprung, die Schnelligkeit und die Füße am Ball sind fundamental. Also entschied ich mich für das dritte, das mir nach den Frauen am besten gefiel: das Kämpfen. Dazu benutzte ich das Beste, was die kleine Geographie meines Körper zu bieten hatte, nämlich mein Gehirn, um jeden zu besiegen, der es wagte, sich vor mir die Handschuhe anzuziehen.
Natürlich übte ich auch mit meinen Freunden. Wir haben uns jede Woche mit Fäusten windelweich geprügelt, und ich war gar nicht so schlecht darin. Ich genoss den Vorteil langer Arme und meine Fingerknöchel waren spitz. Damals zeichnete sich noch nicht die Kurve dieses Bauchmuskels ab, die heute herausragt und mich definiert, auch hatte mir meine Mutter mit einem Gesicht, das sogar Sugar Rey Leonard blass hätte werden lassen, erklärt, dass sie mir eher ein Motorrad kauften würde, um meinen Gehirntod durch einen Unfall zu beschleunigen, als mich boxen zu lassen.
Also ging ich nach Caracas um zu studieren, bis mir was anderes einfallen würde, und dabei fiel mir wieder mein Körper ein. Einem meiner besten Freunde wurde eine Tracht Prügel verpasst, weil er mich verteidigen wollte. Und in der Woche darauf, nach einem entsetzlichen Vorsprechen, entschied sich die Leiterin der Theatergruppe an der Universität, gemeinsam mit einer Reihe von Schauspiel-Laien, mich in das Ensemble aufzunehmen. Vier Jahre lang habe ich – erfolglos – versucht zu lernen, wie ich besser atmen könne, damit jedes meiner Organe eine Aufgabe erfüllt und ich die Emotionen nach meinem Willen steuern – und verarbeiten – kann, um Figuren und Situationen je nach Situation, angemessenen verkörpern zu können. Ich habe mich nie wieder geprügelt.
Wie das Leben nun mal so spielt, war meine Abschiedsrolle bei der Theatergruppe die gescheiterte Darstellung eines Boxers. Das Stück war eine Bühnenversion von Woody Allens Film „Geliebte Aphrodite“, das es niemals bis zur Aufführung schaffte, wobei ich mich an die Gründe heute nicht mehr erinnere. Es waren gerade mal sechs oder sieben Jahre vergangen, seitdem ich mich von meinem Traum, Säcke zu schlagen und Seil zu springen, verabschiedet hatte. In dieser Zeit hatte ich einige Dinge gelernt, über die Sprache und ihre Macht, über den Körper und seine Kraft, über meine Zukunft und einen neuen Gebrauch der Sprache und des Körpers, inklusive der Stimme, meine zwei Lieblingswerkzeuge. Dinge, die mich darüber nachdenken ließen, dass ich die Frauen – diejenigen, die ich zwar weniger als den Fußball, aber mehr als das Boxen mochte – nun näher und besser kennenlernen sollte. So, als ob es tatsächlich möglich wäre, die Emotionen meines Körpers zu steuern und zu projizieren, sie auch in anderen Menschen hervorrufen zu können.
Jetzt habe ich das Theater verlassen, und obwohl ich in der Lage bin mir einen Boxkampf bis zur letzten Runde anzusehen, meine Atmung zu beschleunigen und alles, ohne wetten zu müssen, habe ich nicht das geringste Interesse daran, mich einem Boxring zu nähern. Ich habe versucht, mir Yoga näher zu bringen, habe die Mediation ausprobiert und versucht, zum Fußball zurückzukehren, wie ein Amateur, der alleine sein Instrument spielt. Ich habe vor Tausenden von Menschen gesprochen, mit Dutzenden Frauen geschlafen, mich bei Verkehrsunfällen verletzt, bei Trinkunfällen, bei Unfällen aus Dummheit, ich bin kilometerweit gelaufen, um einen Ort besser kennenzulernen, ich habe in vielen Lokalitäten Salsa getanzt, und ich habe mich davon überzeugt, dass das Gehirn wichtig ist, aber dass der Körper in seiner Einheit schlussendlich das Fundamentale ist.
Trotzdem – und verzeiht mir die Kitschigkeit, aber die Ausarbeitung des Themas ist frei – ist es manchmal nicht möglich die Gefühle des Körpers zu steuern und zu verarbeiten. All das ging nicht, bis ich meine Tochter atmen sah. Ich starrte sie an, ein ums andere Mal, und mein Blick blieb an ihrem Bauch hängen, der sich wölbte und wieder flach wurde, so viele Male in jeder Minute. Da verstand ich die Macht, die der Körper, die Muskeln, das Blut, die Knochen haben und die Zartheit, die sie verbergen. Wenn ich das beschreibe, scheint es mir menschlich gesehen unmöglich, aber ich schwöre, dass ich deshalb einige Male weinen musste, etwas, das mir weder in den brutalsten Kämpfen, an denen ich teilgenommen habe, noch bei meinen besten Auftritten im Theater passiert ist.
Übersetzung: Barbara Buxbaum