Der Dresdner Literaturwissenschaftler Victor Klemperer wurde vor allem durch ein Werk berühmt, das 1947 veröffentlicht wurde: LTI (Lingua Tertii Imperii = Sprache des Dritten Reiches). Untertitel: „Notizbuch eines Philologen“. Er analysiert darin Propagandabegriffe der Nationalsozialisten, insbesondere Abkürzungen und Euphemismen, die, so befand er, vor allem durch die stupide Wiederholung politisch wirksam würden. Fast täglich schrieb er seit dem Kriegsbeginn im Jahr 1939 mit, in welcher Funktion und zu welchem Anlass Wörter verwendet und missbraucht wurden. Dieses anekdotische Entlanghangeln am sprachlichen Alltag wurde zu seiner „Balancierstange“. Er rettete die Sprache vor dem historischen Absturz.
Viele der Superdemokraticos klopfen in ihren Geschichte-Artikeln ebenfalls einzelne Wörter in ihrer Eindimensionalität ab. Schriftstellerinnen und Schriftsteller trauen der Sprache nicht, sobald sie auf eine Bedeutung reduziert wird. So kritisiert Pedro Alexander Brávo das einseitige Konzept von Wissenschaft, in der Gefühle und nichtstandardisierte Sichtweisen keinen Platz haben, María Medrano fragt sich, was denn eigentlich „normal“ ist, Alan Mills lässt sich von Klang- und Bedeutungsüberlagerungen bei „Pictún“ und „Pixtón“ inspirieren. Da wir mit unserem Blog verbal den Atlantik überqueren, tauchen allerdings auch ab und zu Begriffe auf, die sich mir gar nicht erschließen. Die durchschnittliche deutsche Leserin in mir fragt dann verwundert: Wer sind die „Tupacs“, die Fernando Barrientos erwähnt? Und was genau meint Javier Badani, wenn er von „Blankoiden“ spricht? Welche Bedeutung hat ein „weißes Pferd“ in einem mexikanischen Lied? Diese fremdartigen Wörter wandern unruhig in meinem Kopf herum. Damit sie sich nicht verirren, muss ich recherchieren, nachfragen, nachdenken.
Um ein paar der Internet-Trampelpfade, die unsere Autorinnen und Autoren gegangen sind, zu kartographieren, befüllen wir peu à peu unsere Bibliothek mit Links: Das sind Netzdokumente wie Videos, Texte, Musik und Webseiten von Orten. Sie können der Ausgangspunkt für weitere Exkursionen sein. Wandern macht Spaß!