Kampf der Geschlechter

Aus einer Rotkäppchen-Modestrecke. Foto: Javier Badani

Was würdest du lieber sein Mann oder Frau? „Was für eine Frage”, raunten mir meine Testosterone ins Ohr und fragten mich: „Sag mal, kannst du dir vorstellen dir jeden Abend die Zehennägel zu lackieren oder dir jedes Mal die Beine zu epilieren, wenn sich ein Date abzeichnet? Keine andere Chance zu haben, als vor der Damentoilette Schlange zu stehen? Immer dem Blick der Tante ausweichen zu müssen, der dich fragt, warum du mit 35 immer noch Single bist? Jeden Monat Binden mit Flügelchen tragen zu müssen oder zu wissen, dass die Größe deiner Brüste der ausschlaggebende Faktor bei einem Bewerbungsgespräch ist? Kein Frage, Bruder, es ist das Beste ein Männchen zu sein.“

Eine gute Darlegung, antwortete ich.

Aber urplötzlich begannen ein paar Östrogene anzugreifen. Sie kramten aus meiner Erinnerung das Foto von jenem Tag hervor, an dem meine Großmutter meinen Vater als Frau verkleidet hatte. Er war sechs und posierte mit einer schwarzen Perücke und einem eleganten weißen Unterrock vor ihrer Kamera. War es wirklich er, der auf diesem Foto lächelte? Ich glaube schon. Und daraufhin argumentierten die Östrogene: „Stell dir vor, du musst weder obligatorisch Fußball mögen, um zu deinen Freunden zu passen, noch musst du andere schlagen, um dir Respekt zu verschaffen. Du musst dir nicht ständig Sorgen über die Größe deines Gliedes machen oder darüber ob deine Partnerin einen Orgasmus hatte oder nicht. Du musst nicht ständig dem Blick deines Onkels ausweichen, der dich fragt, warum du mit 21 immer noch Jungfrau bist. Du kannst sicher sein, dass du dir die Haare färben und einen Ohrring stechen lassen kannst, ohne Angst haben zu müssen, dass du dadurch als homosexuell abgestempelt wirst. Na also, siehst du nicht, dass es nichts Besseres auf der Welt gibt, als eine Frau zu sein?

Gute Argumentation, geb ich ihnen zu verstehen.

Auf einmal verstrickten sich Testoterone und Östrogene in eine unerbittliche Diskussion. Das Schlachtfeld war mein noch in Entwicklung steckender Körper, diese kleine Masse Flüssigkeiten geschützt im Schoß meiner zukünftigen Mutter; ein neues Wesen, das sich dem Leben stellen muss – in der Haut eines Mannes oder der einer Frau. „Was von den beiden denn nun?“, fragte ich mich. „Ist es denn nicht schon genug, sich als Mensch zu deklarieren?“ Natürlich nicht! Männer und Frauen stecken tief im Kampf um die Herrschaft übereinander. Auf der einen Seite stehen die Männer mit dem jahrhundertelangen Vorteil und unter dem Schild des retrograden Machismus, der seit Beginn der Zeitrechnung gefördert und von den Religionen wie ein Sakrament propagiert wurde, wie zum Beispiel im jüdisch-christlichen Glauben, in dem die Frau immer schon ein minderwertiges Wesen war und sein wird. Auf der andern Seite stehen die Frauen, die versuchen mit ihren Talenten Räume zu erobern, die aber auch nicht davor zurückschrecken, sich an die schärfsten Grundsätze des Machotums zu halten, wenn es ihnen nutzt.

Testosteron und Östrogene können mit ihrem Kleinkrieg gerne weitermachen. Ich zumindest komme zu dem Ergebnis, dass es eine verbissene Diskussion ist, auf die nie eine befriedigende Antwort gefunden werden wird. Denn genauso wie es Männer gibt, die Schufte sind, gibt es auch bösartige Frauen; und genauso wie es fähige Männer gibt, gibt es auch fähige Frauen.

Übersetzung: Barbara Buxbaum

3 Kommentare zu 'Kampf der Geschlechter'

  1. Mmmm yo diría que así como hay mujeres malas igual hay hombres malos; porque así como hay mujeres capaces igual hay hombres capaces. A mí me lo dictan en ese orden mis estrógenos.

  2. maria sagt:

    jajajajajajajaja
    !

  3. Mujeres malas, hombres incapaces. Sí, clato que los hay. Hombres capaces, mujeres remalas. Claro que también. Pero me hubiera gustado quedarme en la panza-mamá, contemplando la disquisición de líquidos, hormonas y demás. Al menos allí todavía no se sabe nada de lo malo/bueno, lo capaz/incapaz, cartelitos usables para campañas de a favor o en contra.

    Aquí digo como algunos de los artistas plásticos de mi país, quienes usaron esto para llevar a cabo una micropolítica que sacudiera las etiquetas maníqueas de la macropolítica de un tirón:

    „Ni a favor ni en contra. Sino todo lo contrario.“

    Saludos desde La Habana