Bei dem folgenden Text handelt es sich um einen Auszug aus einem Vortrag von Prof. Dr. Phil. Dipl. Söz. Sesperado vom Berliner Institut für Lyrische Guerilla und Insurrektion (kurz BILGI) zum Thema “Intellektuelle”:
Sehr geehrte Damen und Herren, und diejenigen, die sich nicht entscheiden wollen,
Ich begrüße Sie ganz herzlich zu meinem Vortrag zu dem Thema: “Die Rolle der Intellektuellen, heute”. Wenn ich einen Blick in die Feuilletons der deutschen Mainstream-Zeitungen werfe, dann kostet es mich viel Mühe, meinen Brechreflex zu kontrollieren. Hier masturbiert sich oft eine Riege von weißen, männlichen, heterosexuellen, christlich(-säkularen), aus höheren Bildungsschichten (wobei hier auch der Grad der Verbildung nicht zu unterschätzen ist) kommenden Intel(arsch)le(c)ktuellen einen auf ihren eigenen Intellekt. In den seltensten Fällen geht es dabei um die Sache, über die sie schreiben, sondern meist nur darum zu beweisen, wie intelligent sie im Gegensatz zum Mob sind. Werden diese hegemonialen Intellektuellen mit ihrer eigenen Unwissenheit konfrontiert, reagieren diese nicht mit kritischer Selbstreflexion, sondern mit Abwehr: Was, Deutschland hatte Kolonien? Was, in Deutschland gibt es Rassismus? Was, Zweigeschlechtlichkeit ist sozial konstruiert? Das Problem dieser unweisen Weißen ist, dass sie so privilegiert sind, dass sie selten an die Mauer stoßen, die ihnen sagt: Du gehörst nicht zur Norm. Aber das Widersprüchliche an dieser Mauer ist, dass sie neue Wege des Denkens und Wahrnehmens ermöglicht. Wenn der direkte Weg nicht funktioniert, muss ergo ein anderer Weg gefunden werden. Wo lineares Denken versagt, muss laterales Denken, auch bekannt als Querdenken, eingesetzt werden. Und genau dieses Querdenken kreiert oft Möglichkeiten und Perspektiven, die diejenigen, deren Hirnfunktionen als Norm und für die Norm konstruiert wurden, fehlen.
Das Berliner Institut für Lyrische Guerilla und Insurrektion führte daher ein repräsentative Studie durch, um diese Unterschiede im Denken zu veranschaulichen. 8.000 Weiße wurden gefragt: Eine Horde Zombies kommt auf Sie zu. Wie reagieren Sie? Häufigste Antwort: Ich gerate in Panik und renne schreiend davon.
Die gleiche Frage wurde 8.000 People of Color gestellt, hier war die häufigste Antwort: Ich schalte einen anderen Fernsehsender an, bei Horrorfilmen sterben People of Color sowieso immer als erste.
Fazit: Während bei People of Color diskriminierungsbedingte Abhärtung (DBA) einsetzt, plagen sich Weiße oft mit Problemen der überentwickelten Welt.
Glücklicherweise gibt es auch Alternativen zu dem dominanten Intellekt in der BRD. Ob nun diese Leute sich als Intellektuelle bezeichnen würden, sei dahingestellt, möglicherweise würden sie das sogar als Beleidigung empfinden. Aber der große Unterschied zwischen der hegemonialen Stimme und diesen anderen Stimmen ist, dass Intellekt nicht als Selbstreferenz fungiert, sondern das Wissen so tief ins Bewusstsein eindringt, dass es sich auch in Handlungen widerspiegelt. Dafür sind die Blogs von Noah Sow derbraunemob, kiturak some of us are trying to have civilization here, aber auch von der Weißen Nadine Lantzsch Medienelite gute Beispiele, wie sich kritische Selbstreflexion zu Themen wie “Rasse”, Weiß-Sein, Sexualität, Gender etc. ins Handeln übertragen kann.
Meine Damen und Herren, und diejenigen, die sich nicht entscheiden wollen.
All zu schnell tappen wir in die Fallen der intellektuellen Zombies. So erreichte mich unlängst ein Leserbrief, signiert von einer befreundeten Leserin, in dem sie sich zwar für die Informationen bedankte, die ich auf sozialen Netzwerken teile. Gleichzeitig beschwerte sie sich aber darüber, dass sie die Hälfte nicht verstünde, weil sie viel zu kompliziert/akademisch geschrieben seien. Ich versprach ihr daran zu arbeiten: Elitäre Intellektmasturbation ist einfach, aber wirkliche Veränderung bezieht alle Menschen mit ein.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
woo hoo Prof. Dr. Awesome!
Das ist so gut. Das Kultur-Gewichse ärgert mich so unglaublich, dass ich selbst nicht merke, wenn ich selbst in Insider-Sprache verfalle. Und, wir hatten mal auf einem Treffen das Paradox, dass wir die coolen politischen Ideen, die allen was bringen sollen, nicht mal ansatzweise für alle von uns verständlich formulieren können. Die Privilegiertesten sind gleichzeitig die, die die meiste Zeit investieren können, politische Sprache und Gedanken erstmal zu verstehen. Mist also.
Aber das ist ja noch auf einem ganz anderen Level als die naserümpfenden Kulturgeister und (linken!!) politischen Theoriegenies, die nichtmal einen Anlass sehen, irgendwas an ihrem Verhalten zu ändern.
Ich würde gern sehr sehr dringend einen Haufen fremde Federn loswerden: DANKE fürs Erwähnen, und mir ist schwindlig. Aber!
– Als ich das so gelesen habe, klang es für mich so, als sei ich auch eine Person of Colour? Ich bin so weiß, bei mir gibts die Kartoffeln schon zum Frühstück. JEDEN TAG. Sozusagen.
– „some of us are trying to have civilization here“ ist nur der Untertitel von meinem Blog, der ganz unoriginell kiturak heißt – das wär egal, aber der coole Spruch ist gar nicht von mir, ich hab jetzt mal einen Quellenverweis geschrieben.
brains!
kiturak
SpanDeutsch (Natalia)
Le prometí trabajar en el asunto: La masturbación elitista del intelecto es muy sencilla. El verdadero cambio nos incumbe a todos los humanos.
Eso esta muy bien. La cultura de la paja me enfada tan increíblemente, que yo mismo no me doy cuenta cuando caigo en el lenguaje del insider. Y, una vez en una reunión, nos encontramos ante la paradoja, de que las ideas políticas más guay, que nos aportarían algo a todos, no las podíamos ni siquiera formular a medias de modo que fuera comprensible para todos nosotros. Los más privilegiados son a la vez aquellos que pueden invertirle mayor tiempo a entender el lenguaje y el pensamiento político. Que chorrada!
Pero eso es a otro nivel, muy distinto al de las mentes culturales arrogantes y los genios de las teorías políticas (de izquierda!!!), que ni siquiera ven la posibilidad de cambiar algo en su comportamiento.
Me urge muchísimo liberarme de un montón de créditos ajenos: GRACIAS por citarme, y aunque me siento mareado, pero:
-cuando leí esto, me sonó como si yo fuera una person of colour?, yo soy tan blanco que me como las patatas* al desayuno. TODOS LOS DIAS. Por decirlo así.
-“some of us are trying to have civilization here” es solo el subtitulo de mi blog, que de modo poco original se llama kiturak – esto daría lo mismo, pero la frase tan guay no es mía, ya escribí la referencia de la fuente.
brains!
Kiturak
*N.T: para los alemanes, la alemanidad más alemana de todas se representa en las patatas, porque acompañan muchas de sus comidas.
[…] ist mehr als diese Anliegen. Ich bin mit Leib und Seele eine kämpferische Frau*, aber ich bin auch weiß und will gegen Rassismus kämpfen, ich bin für Gemeinschaft, Solidarität, Frieden und gegen […]