Umasi – Los Superdemokraticos http://superdemokraticos.com Mon, 03 Sep 2018 09:57:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.8 (unzählbare) Ungelöste Fälle http://superdemokraticos.com/themen/burger/unzahlbare-ungeloste-falle/ http://superdemokraticos.com/themen/burger/unzahlbare-ungeloste-falle/#comments Wed, 08 Sep 2010 15:36:20 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=1675 Nur wenige gehen von den ungelösten sozialen Konflikten aus, wenn sie von der Situation in Peru sprechen. Diese Konflikte sind komplex und werden von denen, die sich an der willkürlichen Verteilung von Reichtum und Macht bereichern, immer wieder aufgeschoben. Während der Präsident triumphal verkündet, dass unser Land trotz der Krise das höchste ökonomische Wachstum der Region beibehält, lesen wir in den Tageszeitungen Berichte über die Regionen, die von diesem „Erfolg“ nicht profitieren, sporadische Notizen über ländliche und verlassene Dörfer in den Anden ohne Licht, in denen sich die extreme Armut konzentriert.

Vergangene Woche wurden die Reste von 25 Schülern, die vor fast 27 Jahren ermordet und in der Ayacucho-Gemeinde von Umasi gefunden wurden, identifiziert. Die Kinder waren vom „Sendero Luminoso“ (Leuchtender Pfad) mit Gewalt aus ihren Häusern geholt worden, um militärisch indoktriniert zu werden. Tage später tötete sie die Armee als Teil der antisubversiven Strategie und begrub sie in Massengräbern. Wie üblich wurden die Mädchen, da es sich um indigene Frauen handelte, die  man des Terrorismus’ in ländlichen Gegenden anklagte, vor ihrer Hinrichtung vergewaltigt.

Heute ist Umasi fast ein Geisterdorf, ohne Grundversorgung und mit einer Bevölkerung, die gezeichnet ist von dem Trauma, ihre Angehörigen und die Möglichkeit eines glücklichen Lebens verloren zu haben, ohne jegliche Reparationen hierfür zu erhalten.

Und es ist wahr, dass am Ende alles zu Staub wird, aber der Staub wirbelt jedes Mal wieder auf, wenn sich die Trümmer und Leichen der Vergangenheit bewegen.

Wie sich nicht als Bürger zweiter Klasse fühlen, eingeschüchtert und diskriminiert, wenn ihre Rechte und Einsprüche nicht beachtet werden, weil ein Großteil von ihnen keinen Zugang zu einem Hochschulstudium hat und Quechua spricht (zweite offizielle und einheimische Sprache Perus) in einer Welt, die auf Spanisch gesteuert oder auf Englisch trainiert wird?

Beispiel hierfür ist der Fall der Parlamentarierin Hilaria Supa, deren kürzliche Benennung zur Präsidentin des Bildungsausschusses im Kongress eine Welle der Entrüstung seitens der erzürnten Kongressmitglieder auslöste (viele von ihnen sind bekannt dafür, dass sie keine makellose Laufbahn vorweisen können und das unterwürfige Gefolge des jeweiligen Regierenden bilden). Sie monierten das fehlende Studium dieser Frau. Sie war in einem kleinen Dorf in der Nähe von Cusco geboren worden und hat sich über Jahrzehnte hinweg für die Entstehung von populären Organisationen, die der Verteidigung der Bauernrechte dienten und andere, die die kindliche Bildung in entfernten Gebieten zum Ziel hatten, eingesetzt. Supa versteht sich als Repräsentantin der Indigenen, jenes weit reichenden Sektors, der in extremster Armut überlebt und auf inklusive Politik wartet.

Während die käufliche Macht einiger wächst, verschärfen sich die sozialen Unterschiede und schüren den Groll und die Kriminalität, die zum verzweifelter Ausweg aus der Misere werden. Daran gewöhnt, die zynische – und fast immer ungestrafte – Korruption der Autoritäten auf jeder Ebene zu beobachten, wird dem Wohl der anderen und dem Gemeinwohl wenig Respekt entgegen gebracht.

Während die Regierenden sich mit was auch immer beschäftigen, steht in Peru eine Auseinandersetzung mit seiner geistigen Gesundheit noch aus. In diesem Umfeld ist unsere Stimme hörbar: Sie verwundet oder heilt, so wie der Respekt und die Rücksicht auf das alltägliche Zusammenleben.

Ich weiß nicht, wie die soziale Realität auf andere wirkt, aber ich empfinde es als unangenehm, mich im Hinblick auf einige kulturelle Szenarien zwiegespalten zu fühlen. Latent unbehaglich fühle ich mich angesichts des Phantasmas der Oligarchie, wenn in Veranstaltungen peruanische Künstler ausstellen, die – ebenso wie die Galerieinhaberin – aus der Oberschicht kommen, weiß sind und ausländische Nachnamen tragen. Ich mag es nicht, mich aus der unergründlichen Mittelschicht heraus punkig zu fühlen, wenn man den entsetzlichen Kameras der Gesellschaftsseiten zu entfliehen versucht, die der Aufrechterhaltung der veränderten Abbildungen der schönen und erfolgreichen Menschen gewidmet sind, deren Antlitz nicht die Mehrheit der Peruaner widerspiegeln.

Glücklicherweise gibt es vielfältigere Szenarien.

Übersetzung: Marcela Knapp

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