Der Körper ist der einzige Ort, an dem ich souverän bin, den nur ich beherrsche, er ist der Raum, in dem ich existiere, und die Haut ist die Grenze, die mich von der Welt trennt. Agustín Calcagno spricht lieber von der Freiheit, diese Grenze übertreten zu können, und Liliana Lara von ihren Ahnen und davon, wie die physische Geographie sie in ihrer Genealogie verortet.
Der „Körper“ innerhalb der gegebenen sozialen Rahmenbedingungen lässt sich auf vielfältige Art und Weise analysieren. Nach den Poststrukturalisten und seit der feministischen Bewegung der 1960er, vielleicht der größten Kritik an unseren Gewohnheiten des körperlichen Zusammenlebens, wurde dieser intime Ort die meiste Zeit durch andere dominiert. Bis heute sind die Kontrolle und die Ordnungssyteme verantwortlich dafür, dass das „Patriarchat“ fortdauert und das Modell, auf das eigene Ich und die eigene Lust zu verzichten, weiterlebt, unterstützt von der christlichen Kirche und den staatlichen Medien.
Wie können diese antiken Ideen weiterleben und sich von Generation zu Generation vererben, während die derzeitige Gesellschaft uns doch so viele andere technische Möglichkeiten bietet? Gehen wir schon völlig in dieser „plastischen Sexualität“ auf, wie Ulrich Beck und Anthony Giddens eine von der Fortpflanzung abgetrennte, individuell formbare Sexualität bezeichnen? Inwiefern ist die sexuelle Freiheit, die wir angeblich im Westen genießen, wirklich demokratisch – oder ist sie nicht eher der trügerische Schein einer Oberflächenästhetik, ein einfacher Grund, etwas zu kaufen, denn zwischen einem „Ich“ und einem „Konsumenten“ besteht nur ein minimaler Unterschied, erotisiert wie Zahnpasta?
]]>