libro – Los Superdemokraticos http://superdemokraticos.com Mon, 03 Sep 2018 09:57:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.8 Solipsismus http://superdemokraticos.com/laender/deutschland/solipismus/ http://superdemokraticos.com/laender/deutschland/solipismus/#comments Thu, 06 Oct 2011 12:52:19 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=5254 „alle Nationen sind Gefängnisse“, Jörg Fauser

[30.09.2011 23:26:18] Umweltschützer: Skype bringt den Gesprächen viele Vorteile.
[30.09.2011 23:26:19] Anarchofeministin: Ja.
[30.09.2011 23:26:20] Umweltschützer: Und wir können uns sogar aussuchen ob wir uns sehen oder nicht. Ob wir reden oder nicht.
[30.09.2011 23:26:21] Anarchofeministin: Ob wir nur schreiben. Ich habe heute einem Freund vorgeschlagen, dass wir den Verlag, den er vor einem Jahr gegründet hat, neu organisieren. Wir brauchen eine juristische Person. Und dass er mir auch mit der Übersetzung von ein paar Gedichten helfen soll. Zwei Köpfe, die gleichzeitig über Phonetik nachdenken, während wir auf Reisen sind.
[30.09.2011 23:26:23] Umweltschützer: Sehr gut, Kleine. Obwohl es eigentlich zu viel Aufwand ist, so ohne Kohle.
[30.09.2011 23:26:24] Umweltschützer: Sagt ihr auch Kohle dazu?
[30.09.2011 23:26:25] Anarchofeministin: Mit Worten zu arbeiten, bringt fast nie Kohle.
[30.09.2011 23:26:26] Umweltschützer: Nein?
[30.09.2011 23:26:27] Anarchofeministin: Nein, aber eine immense Befriedigung, sie zu ermöglichen. Egal, auf welche Art und Weise.
[30.09.2011 23:26:29] Umweltschützer: Beim Management dreht sich alles um Worte und um Reden.
[30.09.2011 23:26:30] Umweltschützer: Wir leben im Zeitalter der Information…
[30.09.2011 23:26:31] Umweltschützer: Viele Worte
[30.09.2011 23:26:32] Umweltschützer: worteworteworteworte
[30.09.2011 23:26:33] Anarchofeministin: Ein Manager handelt mit Worten
[30.09.2011 23:26:34] Anarchofeministin: Er lernt sie zu benutzen, er ermöglicht sie nicht. Oder zumindest können nicht alle Manager Worte ermöglichen. Dichter machen Worte.
[30.09.2011 23:26:35] Umweltschützer: Aber nur, wenn du sukcesu hast.
[30.09.2011 23:26:36] Anarchofeministin: Was willste damit sagen?
[30.09.2011 23:26:37] Umweltschützer: Na, nicht alle. Nur ein paar.
[30.09.2011 23:26:40] Anarchofeministin: Ja klar… aber gehen wir mal davon aus, dass es meistens darum geht zu wissen, wie man sie benutzt, um zu verkaufen, zu kaufen, zu verwalten, zu wissen, wie man eine Struktur vermittelt, die genauso gut Mathematik sein kann, oder BWL. Nicht daran, sie möglich zu machen.
[30.09.2011 23:26:41] Umweltschützer: Etwas möglich zu machen, was nicht glaubwürdig ist.
[30.09.2011 23:26:42] Anarchofeministin: Ja. Aber wenn es einen Namen hat, dann gibt es das, also existiert es. Inklusive in der Negation ihrer Existenz.
[30.09.2011 23:26:43] Umweltschützer: Und sogar inklusive in der Negation der Negation ihrer Existenz
[30.09.2011 23:26:43] Anarchofeministin: und so weiter bis zum Absurdum … Bücher über Bücher über Bücher. Hunderte, Tausende, Millionen von Ismen und Geschichten über Liebe. Die besten mystischen Texte sind diejenigen, die der Übung des Schreibens und Lesens gewidmet sind.
[30.09.2011 23:26:44] Umweltschützer: Das ist ein Klassiker von Borges…
[30.09.2011 23:26:45] Umweltschützer: Das ist, wie wenn Luhmann in „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ über die Gesellschaft schreibt. Das ist ein Witz. Wie ein Hund rennt und rennt und es nicht schafft, seinen Schwanz zu fangen…
[30.09.2011 23:26:46] Anarchofeministin: Das Buch habe ich nicht gelesen. Aber ich habe ein Interview gesehen, in dem Luhmann über die Liebe als Leidenschaft und das Lesen spricht. Genau wie es als erstes die Frauen waren, die erkannten, dass man durch die Fiktion die Motive des anderen verstehen kann und daher im 17. Jahrhundert die Warnung aufkam, sie keine Romane lesen zu lassen.
[30.09.2011 23:26:47] Umweltschützer: Genau, das war der Moment in dem sich der Mensch in der Theorie bewusst wurde, dass er seine Realität verändern könnte, wenn er die Fiktion kopiert, dass die Veränderung seiner eigenen Handlungen eine Veränderung seiner Umwelt bewirkt. Die Strukturen werden aufrechterhalten durch unser Kommunikationssystem…
[30.09.2011 23:26:48] Anarchofeministin: … mit der Fähigkeit, neue Welten zu erfinden. Das erste, das die Lateinamerikaner schmuggelten, waren Drucke und Bücher. Die erste harte Droge waren Ritterromane. Ein Mensch, der von einen Mensch träumt, der von einem Mensch träumt.
[30.09.2011 23:26:49] Umweltschützer: Ich gehe nach Khartum, mal sehen ob sich mit den solarbetriebenen elektrischen Bügeleisen Geschäfte machen lassen und damit die Wirtschaft im Sudan angekurbelt werden kann.
[30.09.2011 23:26:50] Anarchofeministin: Ich gehe nach Ungarn, wo die Rechten wieder an der Macht sind, um ihnen auf Deutsch (wer hätte das gedacht) zu sagen, dass die kosmische Rasse existiert und dass internationale Konzerne seit Jahren den Amazonas plündern.

° In dem Monat der Wiedervereinigung Deutschlands und der Frankfurter Buchmesse fragen wir uns bei Los Superdemokraticos nach der Rolle des Intellektuellen in der Gesellschaft. Hat er eine Funktion? Ist ein Schreibender, wie Sartre sagen würde, ein Arbeiter des Wortes, der seinen Kontext reflektiert oder ist er eine Figur innerhalb des Kontextes, der eine Industrie nährt? Für uns ist ein Intellektueller jeder Mensch, der in der Lage ist, umsichtig/verantwortungsvoll seinen Kontext zu beurteilen, am besten schriftlich, und im allerbesten Fall ist das Geschriebene schön. Denn dieser Wille zur Verständigung ist unschätzbar wertvoll, in einer Gesellschaft, die danach strebt, von einzelnen Individuen geformt zu werden.

Übersetzung: Barbara Buxbaum

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Die Zukunft http://superdemokraticos.com/themen/geschichte/die-zukunft/ http://superdemokraticos.com/themen/geschichte/die-zukunft/#comments Sun, 24 Oct 2010 18:01:42 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=3087

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Ich stimme René Hamann zu, mir gefallen Abschiede auch nicht. Dies hier ist ein Pilotprojekt, das jeden Moment wieder Gas geben könnte. Zudem verschwinden wir nicht ganz, wir nehmen nur ein bisschen das Tempo heraus, senken die Intensität.

Es ist schwierig, einer Idee eine physische Form, etwas Reales, zu geben, sie in eine juristische Person verwandeln. Es ist schwierig, einer Idee treu zu bleiben, wenn viele Personen gleichzeitig sie bestimmen und ausmachen und wenn sie zweisprachig ist. In Wirklichkeit kamen wir an viele Grenzen, so wie Borges es sehr treffend in „Las Ruinas Circulares“ (Die kreisförmigen Ruinen) beschreibt: „Das Ziel, das uns lenkte, war nicht unmöglich zu erreichen, aber es hatte etwas Übernatürliches. Ich möchte einen Menschen erträumen: Ich möchte ihn detailliert integer und ihn dann in die Realität entlassen. Dieses magische Vorhaben hat den gesamten Raum meiner Seele ermüdet.“ Oder es wird ihn später noch mehr ermüden, wenn wir uns hinsetzen, um darüber nachzudenken – hoffentlich mit eurer Hilfe – was und worüber hier eigentlich gesprochen wurde.

Wir werden in den Texten unserer Autoren Schlüsselwörter suchen, neue Konzepte, Schneisen, um zu verstehen, wohin uns die Finanzkrise in den vergangenen Jahren geführt hat, wie sich die Welt nach dem 11. September anfühlt, was es bedeutet, ein Staatsbürger zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es geschafft haben, ein generationelles Mosaik zu entwerfen, sondern vielmehr eines der Mittelschicht, ein sehr vielseitiges. Was wir gemeinsam haben, sind: der Zugang zur Technik, eine bürgerliche Erziehung und dass wir alle an der Uni die wichtigen französischen Philosophen des 20. Jahrhunderts gelesen haben. Uns unterscheidet die Beziehung, die ein jeder mit seiner Sprache führt. Spanisch ist an keinem Ort der Welt eine Nationalsprache, ich habe eine gesamte Generation von Katalanen erlebt, die Spanisch sehr schlecht sprachen. Auch haben wir uns an das Falschpanisch von Typen wie Gombrowicz gewöhnt, allein zwischen 1910 und 1935 landeten vier Millionen Menschen, europäische Immigranten, in Buenos Aires. An der Grenze zwischen Paraguay und Bolivien spricht man ein unverständliches Deutsch, in den sich abschottenden mennonitischen Gemeinden tragen die Frauen Kopftücher, in Venezuela gibt es die exakte Kopie eines Dorfes im Schwarzwald und überall sieht man Menschen mit blauen Augen, mit hellerer Haut, Kinder der verarmten europäischen Siedler, die es sogar bis zum Gran Chaco, einem trockenen Dschungel zwischen Nordargentinien, Südbolivien und Paraguay, und an andere Orte geschafft haben, an die man sich heute nicht mehr erinnert, auch wenn die bürgerlichen Sehnsüchte dort intakt geblieben sind.

Dann ist da auch noch diese gesamte Generation von ausländischen Autorinnen und Autoren, die auf Deutsch schreiben, und die Deutschen, die heutzutage ihr Leben anderswo auf der Welt führen. Wie bildet sich Zivilisation heraus? Vor vielen Jahren kaufte ich in einem Antiquariat das Tagebuch eines preussischen Soldaten, der in Hamburg in See stach und von Buenos Aires aus sogar die Ufer des Pilcomayo erreichte, ein Fluss in Zentrallateinamerika. Dass Hesse sich ein wenig von einer ähnlichen Geschichte hat inspirieren lassen, um Siddharta zu schreiben, erscheint mir durchaus möglich; nur so kann ich mir erklären, dass in der Bibliothek meines Großvaters im Chaco ein Siddharta stand, ein billiges Buch, erschienen in Argentinien – und das, obwohl in meiner Familie kein einziger Deutscher war.

Wir möchten uns bei unseren Übersetzerinnen und Übersetzern für ihre Arbeit bedanken, einige Texte waren wirkliche Herausforderungen. Wir bedanken uns vor allem bei unserem gesamten Berliner Team: bei den Nübel-Brüdern für das Erscheinungsbild, das sie unserem Spaceship gegeben haben, bei Adriana Bernal für den Überblick über alle Rechnungen, bei Valia Carvalho und Oscar Seca für Illustrationen, bei Sudaca Power, María Mandarina, Inti Che, Kid Watusi y Grace Kellyfür die Musik, bei Acud, La PulqueriaHotel Bar y Madame Sata für Räume und Gastfreundschaft, bei Der Freitag, Wilde Leser, Latinale, Die SpukKommune und allen Freunden, die uns geholfen haben, die Ideen zu verbreiten. Nun treten wir in die zweite Phase unseres Projekts ein und laden alle unsere Leser und Autoren ein, uns bei der Auswahl des Materials für ein superdemokratisches Buch zu helfen. Wir kehren zum Start zurück. Eure Vorschläge bitte an:

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