diosa – Los Superdemokraticos http://superdemokraticos.com Mon, 03 Sep 2018 09:57:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.8 Help! Eine Göttin hat sich neben mich gesetzt! http://superdemokraticos.com/themen/koerper/help-eine-gottin-hat-sich-neben-mich-gesetzt/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/help-eine-gottin-hat-sich-neben-mich-gesetzt/#comments Mon, 09 Aug 2010 07:08:47 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=593

Eingeklemmt im Trufi. Foto: Javier Badani

Schwitzen. Meine Hände schwitzen. Eine Göttin hat sich gerade neben mich in das Trufi gesetzt und ich versuche alles, um meine Schüchternheit abzuschütteln, während ich ihren Körper aufgrund des Fahrzeuggeruckels berühre. Was? Du weißt nicht was ein Trufi ist? Ich erkläre es dir: Das ist ein sehr spezielles, öffentliches Transportmittel, das in La Paz das Zentrum mit dem Süden der Stadt verbindet. Die Fahrer benutzen dazu klassische, viertürige Limousinen von Toyota. Um mehr Geld zu verdienen, haben sie einen extra „Sitz“ (besser gesagt ein Kissen) im vorderen Teil des Autos eingebaut. Somit kann man die eigentliche, über Jahre entwickelte Idee jener japanischen Ingenieure, ein Auto zu konzipieren, in dem vier Personen bequem transportiert werden können, vergessen. Hier hat der kreolische Erfindungsgeist einen Platz für einen zusätzlichen Passagier hinzugefügt. Verstehst du jetzt mein Problem? Hier bin ich, in der Mitte des Sandwichs, ich kann nichts mehr bewegen außer meinen Kopf, noch wesentlich eingequetschter als eine Sardine in ihrer Dose.

Zu meiner Linken der stinkende Fahrer des Trufi, der mir immer wieder gegen das Knie schlägt, wenn er schaltet. Meine linke Seite fühlt sich angegriffen.

Und zu meiner Rechten eine Zwanzigjährige, die nach Frühling riecht und deren linkes Beine und ihr linker Arm mit mir zusammenstoßen, mich im Geschaukels das Autos schlagen. Meine rechte Seite will angreifen.

Sie hat so weiche Haut, das merke ich an dem Teil des Armes, der mich hin und wieder berührt. Und es scheint, als hätte sie…nein, sie hat wirklich ausgeprägte Hüften, und ich habe das Gefühl, dass diese mit meinen verschmelzen wollen, jedes Mal wenn das Trufi eine enge Kurve nimmt. Ich schließe die Augen und versuche, diesen Moment an ihrer Seite zu genießen und gleichzeitig bemühe ich mich, die lästige Anwesenheit des Körper des Fahrers zu verdrängen. „Was für seltsame Sachen diese Haut, der Körper“, sage ich mir. Schon ein ganz geringer Kontakt reicht aus, eine physische und psychische Reaktion auszulösen, deren Ende nicht absehbar ist. Und diese Hände, die nicht aufhören zu schwitzen. Tatsächlich fühlt sich mein Körper so an, als hätte er sich verflüssigt.

Kurven hierhin und Kurven dahin. Zweifellos werden auf dem Vordersitz eines Trufis über den Tag verteilt Dutzende Körperschlachten ausgetragen.

In diesem Fall versucht der fünfte Körper – also meiner – verzweifelt, sich dem Kontakt mit den pummeligen Körperteilen des Fahrers zu entziehen. Diesen Kampf, muss ich zugeben, kann ich nicht gewinnen.

Auf der anderen Seite dagegen entwickelte sich ein interessanter Dialog zwischen meinen Armhärchen und denen der Zwanzigjährigen, die nach Frühling duftet. Sie sprechen miteinander, sie berühren sich. „Irgendwie muss man ja anfangen“, ermuntere ich mich.

Plötzlich das abrupte Ende: „Ich steig an der Ecke aus!“ sagt das Mädchen zum Fahrer. Das Trufi hält, die Göttin steigt aus und mein Körper schwitzt nicht mehr, er weint jetzt.

Übersetzung: Barbara Buxbaum

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