delito – Los Superdemokraticos http://superdemokraticos.com Mon, 03 Sep 2018 09:57:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.8 Erschießen wir sie? http://superdemokraticos.com/themen/burger/erschiesen-wir-sie/ http://superdemokraticos.com/themen/burger/erschiesen-wir-sie/#comments Mon, 06 Sep 2010 15:02:01 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=1615 Melquiades Suxo war der letzte Bolivianer, der zur Todesstrafe verurteilt wurde. Eine zehnköpfige Polizeieinheit beendete sein Leben in den frühen Morgenstunden des 31. August 1973. Er starb, ohne das Warum jener richterlichen Entscheidung tatsächlich richtig verstanden zu haben.

Sein Opfer war María Cristina Mamani, die nur vier Jahre alt geworden war. Die Minderjährige war entführt und wiederholt von Suxo und seinem Sohn Nazario (14) vergewaltigt worden. Die Autopsie bewies außerdem, dass das Mädchen mindestens zwei Tage lang – auf bestialische Art und Weise – körperlich misshandelt worden war. Auf dem toten Körper des Mädchens wurden Spuren von Gürtelschnallen an den Beinen und Bisswunden auf dem Rücken gefunden. Wenn es nach dir gegangen wäre, lieber Leser, hättest du Melquiades zur Todesstrafe verurteilt? Nein?

Und wenn ich dir sagen würde, dass dieser Mann, bevor er sich an Maria verging, seine sexuellen Bedürfnisse jahrelang auf der Haut seiner Tochter Dionisia (12) befriedigt hatte? Würdest du deine Meinung ändern? Immer noch nicht?

Und wenn ich dir außerdem erzählen würde, dass Melquiades seinen Sohn gezwungen hatte, seine eigene Schwester vor der Augen des Vaters immer und immer wieder zu belästigen? Was würdest du dazu sagen? Erschießen wir ihn standesrechtlich?

Einige Bürgerinitiativen versuchen, die Todesstrafe wieder in der nationale Gesetzgebung zu verfestigen. Und tatsächlich wird die Todesstrafe de facto umgesetzt. Die Nachrichten über Lynchjustiz (außergerichtliche Hinrichtungen, die von der Bevölkerung selbst durchgeführt werden) sind das tägliche Brot, vor allem in den urbanen und ruralen Gegenden mit knappen wirtschaftlichen Mitteln. Weil wegen eines simplen Handydiebstahls und in Abwesenheit der staatlichen Ordnungshüter ihre Töchter vergewaltigt und Familienmitglieder ermordet werden, entschlossen sich einige Nachbarschaften dazu, die Gerechtigkeit selbst in die Hand zu nehmen.

Der aktuellste Fall hat das Land erschüttert. Vier Polizisten wurden von der Gemeinde Saca Saca (Potosí) entführt und mit Prügeln und Steinen totgeschlagen. Alles deutet darauf hin, dass die Uniformierten es gewohnt waren, die dortigen Dorfbewohner zu erpressen. Der Tod eines jungen Bauern aus der Gemeinde durch die Hand dieser staatlichen Mächte brachte das Fass zum Überlaufen.

Natürlich, Unschuldige sind durch die menschliche Wut gestorben. In einem Randviertel von Cochabamba wurde 2008 ein 16jähriger Student für einen Kriminellen gehalten. Ohne irgendwelche Erklärungen zuzulassen – er kam zum ersten Mal in dieses Viertel, um seiner Klassenkameradin seine Liebe zu gestehen – fesselte ihn die Menge an einen Pfahl, folterte ihn und verbrannte ihn schlussendlich bei lebendigem Leibe. Diese Reaktion der Leute beruhte darauf, dass die Polizei zwei Jahre zuvor einen anderen Mann freiließ, der in dem Viertel mehrere Mädchen vergewaltigt hatte. Der sexuell Kranke veränderte, nachdem er aus dem Gefängnis freikam, seinen Wohnort, beging dort weitere sexuellen Übergriffe und wurde schlussendlich in dieser anderen Gegend gesteinigt.

Was soll man tun?

Eine Gesellschaft sollte ihre Straftäter bekämpfen. Heute ist man sich darüber einig, Kriminelle ihrer Freiheit zu berauben. Die Idee dahinter ist, dass man durch die Strafe die geläuterten Bürger wieder in die Gesellschaft integrieren kann. Aber ich frage: Kann man einen Vergewaltiger und Mörder einer Minderjährigen tatsächlich umerziehen? Ich bezweifle das, und berufe mich auf spezifische Fälle. Meiner Meinung nach ist bei Extremfällen wie dem des Melquiades Suxo – bei dem Vergewaltigung, Folter und der Tod von Kindern vorkommen – die Anwendung der Todesstrafe voll und ganz gerechtfertigt. Was für eine andere Lösung könnte es geben? Den Aggressor in eine psychiatrische Anstalt zu sperren, um von der Gesellschaft, die er belästigt hat, versorgt zu werden?

Erlaubt mir die Diskussion mit diesem Artikel zu eröffnen.

Foto del último boliviano ejecutado. Foto de El Diario, de agosto de 1973

Foto del último boliviano ejecutado. Foto de El Diario, de agosto de 1973

Übersetzung:
Barbara Buxbaum

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