Chat – Los Superdemokraticos http://superdemokraticos.com Mon, 03 Sep 2018 09:57:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.8 Ein Bild zum Vorzeigen http://superdemokraticos.com/themen/globalisierung/ein-bild-zum-vorzeigen/ http://superdemokraticos.com/themen/globalisierung/ein-bild-zum-vorzeigen/#comments Thu, 23 Sep 2010 06:59:10 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=2041

Zufällige Begegnungen mit zufälligen Fremden in einem Telecafé: Meine Freundinnen der Oberstufe erforschten die unergründlichen Möglichkeiten des Internets, während ich Gedichte aus dem Netz in ein blaues Notizheft kopierte. Die ersten Fiktionen waren Lügen, aber der Spaß währte nicht lange, wenn du jemandem sagtest, du seist ein dicker Gefängnisaufseher, der um Mitternacht gelangweilt in einem Hochsicherheitsgefängnis kandierte Erdnüsse isst, weil niemals etwas passiert und du dich nicht einmal mit den Gefangenen unterhalten kannst, weil sie vor ihren Laptops sitzen und über hi5 neue Verbrechen koordinieren. Oder wenn du einem potentiellen Mann sagtest, du seist eine legasthenische Blonde mit Infarktpotential, die einst schwor, jungfräulich in die Ehe zu gehen, die aber in dieser einzigen Nacht beschloss, alles zum Teufel zu schicken und sich mit einem Nutzer des Latinchats im Bett zu wälzen. Relative Freiheit. Sie gleicht dem nackten Gang durch dein Haus, es ist kaum möglich, dich alleine zu bekleiden, bis du dich erkältest oder etwas Schlimmeres zuziehst. Sofortige Beratung bei medicinplus.com, das die Symptome feststellt. Du beschließt, aus reiner Neugier Gratisproben gegen bipolare Störungen zu bestellen oder außergewöhnliche sexuelle Störungen zu sammeln, um eine Erzählung damit zu füllen.

Der Akt der Registrierung war einmal ein Motiv für Argwohn: Meine persönlichen Daten? Gebe ich meine beiden Nachnamen an, beide Telefonnummern, beide sexuellen Orientierungen, meine vollständige Adresse? Wer steckt dahinter? Gibt es im Cyberspace einen Gott oder einfach nur Operatoren? Später stellst du fest, dass es eine binäre Schlange gibt, die durch die Computer der Welt kriecht und unsere Eigenartigkeiten in einer riesigen Datenbank vernetzt, aber das ist nichts Persönliches.

Als Kind betrachtete ich das Foto mit Rimbaud in der Mitte. „Ich möchte auch sterben und von mir soll nur ein einziges, schmutziges Bild die Zeit überdauern, das in einem von gelehrten Silberfischchen angefressenen Buch gefunden wird, und so würden mich meine zukünftigen Leser wie ein Heiligenbildchen betrachten.“ Die Ankunft der Digitalkamera beerdigte meine kindlichen und heidnischen Träume. „Zur Erinnerung, zur Erinnerung!“ Und so entstehen 10, 90, 450 Momentaufnahmen, die nicht notwendigerweise historisch sind, aber ich kann die Markierungen entfernen. Ich mache weder das Zeichen für Liebe oder Frieden noch strecke ich die Zunge raus. Du verlierst das Recht über dein Bild, die binäre Schlange hat deinen Schatten gescannt und hat sie auf den Baum der oberflächlichen Kenntnis gehoben. Es ist verwirrend. Meine verschlossenste Freundin ist aktives Mitglied eines BDSM-Forums, ein durch den Zahnarzt betäubtes Kind ein globales Ereignis, so viel entbehrliche Informationen, die dir raten, Dinge an Menschen, die du liebst, weiterzuleiten, um ihre Tage zu erheitern

Wir befinden uns Ende 2010. Die Technologie liegt dem menschlichen Herzen zugrunde, die Landschaft ist ein chrom-grüner Monitor. Wir könnten überall sein, der Jetlag verschwindet mit dem Breitband. Diese Frau kann sich operieren lassen, um wie Brangelina zu strahlen. Es wird bestätigt, dass Woody Allen eine Szene dreißigmal wiederholen musste, in der Carla Bruni lediglich gehen musste; ein Monat später wird die erste französische Dame Hündin genannt, weil sie eine iranische Frau verteidigt, die aufgrund eines Ehebruchs zur Steinigung verurteilt ist. Lady Gaga ist die erfolgreichste Künstlerin des Universums und repräsentiert all jene (uns), die sich immer anormal gefühlt haben. Einer der im Ausland herausragendsten Peruaner, der Fotograf Mario Testino, weiht – begleitet von Kate Moss – in Lima eine Porträtaustellung ein, die unter dem Motto „Wie schwer es sein muss, kein Peruaner zu sein“ steht. Es kommen auch T-Shirts in Mode, auf denen steht: „Wie schwer es sein muss, nicht Testino zu sein.“ Alle sagen, dass die Welt zu Ende geht, aber sie laden weiterhin Archive runter. Es gibt Menschen, die mit einem Link grüßen. Es gibt viele Künstler in Madrid und Berlin. Es gibt eine neapolitanische Tänzerin mit österreichischen Vorfahren, die in Puerto Rico geboren wurde und aus Caracas kommt, dank eines in Paris ansässigen Kubaners. Ein peruanischer Präsident tritt in Japan zurück, und indem er sich auf seine doppelte Staatsbürgerschaft beruft, verzögert er seine Auslieferung um fünf Jahre. Sind das Beispiele für Globalisierung?

Mit dem Breitband verschwindet der Jet, es ist schwierig, im globalen Dorf Geheimnisse zu wahren. Sensationelles Werkzeug, um Kontakt, hervorragende Zusammenarbeit, innige Freundschaften herzustellen. Bis es das Natürlichste auf der Welt ist, sich öffentlich zu beschweren und zu fantasieren, Hausmittel und Dichter zu empfehlen und lautstark zu lieben. Was du tust und die Ideale, die du unterstützt, zu verbreiten. Ich lasse mich durch die Zeiten tragen und bin eine gute virtuelle Staatsbürgerin, jede Nacht leere ich den Spamordner, aber heimlich bewahre ich die Gewissheit, dass mein Bild mir gehört.

Es ist im August 2010, als ich ein absurdes Fanzine bastele, in das ich ein Nacktfoto von mir in niedriger Auflösung einfüge, es zwanzigmal vervielfältige und auf einem lokalen Markt unter die Leute bringe.

Übersetzung: Marcela Knapp

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Digitale Körper I: 26 Minuten Cybersex (+18) http://superdemokraticos.com/themen/koerper/digitale-korper-i-26-minuten-cybersex-18/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/digitale-korper-i-26-minuten-cybersex-18/#comments Mon, 26 Jul 2010 08:00:00 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=508 Beatniks, Hippies, Punks oder Raver hatten alle auf ihre Weise den Wunsch, die Idee, dass Sex eine Ware sei, aufzuheben. Auch wenn dieser Wunsch nicht über kurze Momente, einige Ghettos oder bestimmte Städte auf der Welt hinausreichte, so hat der Frühling bis heute nicht aufgehört zu blühen. Im Süden, im katholischen Süden, voll erdrückender, mit Blut und Sperma befleckter Soutanen, sind unsere Genitalien weiterhin Waffen, wenn auch nicht mehr so tödlich wie früher… vielleicht, weil wir nicht mehr so alleine sind.

In Zeiten des Internets ist alles transparent und die Idee der Intimität erhält eine neue Bedeutung, während die der Fremdbestimmtheit ins Wanken gerät. Wir können Menschen auf der ganzen Welt live dabei zuschauen, wie sie masturbieren, ihre Fotos und Videos hochladen, sich in Paar-, Schwulen-, Single-, Swinger-, Transforen treffen… wahre oder ausgedachte Geschichten austauschen… symbolische Preise für einen Fick, einen Arsch oder ein paar fleischige Lippen vergeben… wie ungesund aussehende, grauhaarige Männer, die müde und betäubt sind vom importierten Whisky in der Lobby eines Hotels der Stadt der „Ja der Jungen“ sitzen und bereit sind, bestimmte Barrieren zu überwinden, kulturelle wie die Sprache oder materielle wie die Distanz und das Geld… wie sie kommunizieren, schauen, sagen, zeigen, bitten… wie sie jemand anderes sind oder sich selber spielen… Alles mit einem Bildschirm… einem Bildschirm. Etwas, das definitiv eine Sache ist, wie ein Stein oder ein Schatten. Etwas komplett verachtenswert in der Natur, das uns hier in ständigem Kontakt hält. Ein Stein, der uns das Gesicht mit melodramatischer, parodierter, grotesker, verliebter oder minimalistischer Amateurpornographie beleuchtet und von diesem Typen produziert wurde, der Whisky am Strand trinkt oder möglicherweise von einem anonymen Mädchen, das genauso gelangweilt oder bedürftig ist, und die mir in einer einsamen Nacht ihr Foto zuschickt, auf dem sie bekleidet mit einem Slip der Größe eines Muttermals und einem Tank Top, das zarte und winterlich-bleiche Schultern erahnen lässt, auf dem Bett liegt…
X sagt:
[22:11:00] du sprichst gar nicht mit mir!
Y sagt:
[22:11:05] ich schaue mir dein foto an
[22:11:09] ich weiß nicht, was ich dir erzählen kann
X sagt:
[22:11:14] und… sag mir schmutzige dinge
Y sagt:
[22:12:33] ich war abgelenkt… entschuldige
[22:12:48] ich schaue mir das amulett an, das du am hals trägst
[22:13:04] oder deinen blick
[22:13:14] u versuche mir vorzustellen, wer du bist
[22:13:29] ich schaue dir auf deinen mund
[22:13:57] u frage mich, was deine augen tun würden, wenn du merkst, dass ich dich küssen werde
X sagt:
[22:14:06] ☻
Y sagt:
[22:14:26] die bewegung deines blicks… zurückweisung oder nur hysterie?
[22:15:07] ist auch egal, ich kann dich schon
[22:15:23] riechen
X sagt:
[22:15:43] ♥
Y sagt:
[22:15:46] u dein ganzes gesicht bereitet sich schon auf den kuss vor
[22:16:07] wir berauschen uns sanft
[22:16:34] die bewegungen unserer köpfe beruhigen sich
[22:16:57] die körper helfen mit u beginnen, sich aneinander zu pressen
[22:17:21] ich achte auf deine atmung
[22:17:27] u auf meine hände
X sagt:
[22:17:36] ♥
Y sagt:
[22:18:03] ich versuche, deine bewegungen an meine anzupassen
[22:18:17] ich lege den schwanz zwischen deine beine
X sagt:
[22:18:24] oh ja!
Y sagt:
[22:19:09] ich würde dich gerne ausziehen, aber ich sehe nur kleidung…
X sagt:
[22:19:21] ☻
[22:19:35] das ist gefährliches zeug
[22:19:45] ich werde mich nicht nackt mit meinem gesicht im ganzen web zeigen
Y sagt:
[22:20:37] wie böse du bist
[22:21:06] in der nahen zukunft werden wir hausgemachte pornografische videos austauschen, um uns der gesellschaft vorzustellen… als visitenkarten

—- Sie haben ein neues Foto erhalten. Dieses Mal handelt es sich um eine Nahaufnahme ihres Gesichts. Ein rosiger Mund mit infantilem Ausdruck. Gläserne und halbgeschlossene Augen. Offensichtlich handelt es sich um eine von tausenden von Bildern, die sie in einem besonderen Ordner mit dem Namen „degenerierte Alte“ gespeichert hat. —-

[22:22:13] du machst mich krank!… ich werde anormal geil… dein gehirn macht mich so an, dass ich lust bekomme, mit einem paraglider in deinem wohnzimmer zu landen, um uns zu verprügeln u zu lieben.
X sagt:
[22:22:16] danke, aber ich stehe nicht so auf schläge!
[22:23:20] ich möchte mich anfassen… aber das ist dir total schnuppe
[22:23:30] na los! sag mir schmutzige dinge!!!
Y sagt:
[22:24:13] ok, inspirier mich!
[22:24:30] wie fasst du dich an?
[22:24:38] wie gefällt’s dir?
X sagt:
[22:25:47] ich reibe mir leicht mit der haut des daumens u zeigefingers
[22:25:48] ganz sanft
[22:25:52] die klitoris
[22:26:24] danach massiere ich sie zwischen den fingerspitzen des daumens u zeigefingers
[22:26:40] währenddessen streichelt mich der mittelfinger weiter drinnen u es entsteht eine art schleim, der nach hinten läuft
Y sagt:
[22:27:29] u gefällt es dir, wenn eine eichel leicht über deine klitoris streicht?
X sagt:
[22:27:37] ich werde wahnsinnig, wenn eine saftige eichel meine klitoris berührt
[22:28:17] das bringt mich sofort an den rand des orgasmus
Y sagt:
[22:28:28] mmmmh
X sagt:
[22:28:57] u ich mag es auch, wenn man mir die eichel reinsteckt
[22:29:00] eine lange zeit
[22:29:07] nicht der ganze schwanz
[22:29:13] damit ich ihn begehre
[22:29:16] viele minuten lang
Y sagt:
[22:29:50] was passiert, wenn du spürst, dass du dich ganz öffnest, weil er ganz in dich eindringt?
X sagt:
[22:30:13] ich spüre eine unbeschreibliche wärme in mir drin
[22:30:15] so geil
[22:30:23] das ist das vorspiel der wahren lust
[22:30:32] wenn ich spüre, dass er mir reingesteckt wird
[22:30:39] überkommt mich ein schüttelfrost
[22:30:51] ich zittere
[22:30:53] wortwörtlich
Y sagt:
[22:31:20] was passiert, wenn er plötzlich rausgezogen wird?
X sagt:
[22:32:14] es fühlt sich an wie ein saugen
[22:32:16] eine leere, die mich schwindelig macht
[22:32:19] u mich stöhnen lässt
Y sagt:
[22:32:28] du schließt die augen…
X sagt:
[22:32:40] ja
[22:32:48] auf dem höhepunkt verliere ich die beherrschung über alles
[22:32:56] ich möchte nur noch gevögelt
[22:32:58] u gevögelt werden
Y sagt:
[22:33:03] ahffff
X sagt:
[22:33:16] mich bedeckt das gewicht des mannes
[22:33:20] erstickt meine titten mit seinem gewicht
[22:33:28] das macht mich totaaaaaaaaaaaaaaaaaaaal geil
X sagt:
[22:36:57] fertig!… ich geh duschen, um den geruch nach frau loszuwerden… küsschen
Y sagt:
[22:37:00] hehe. du bist göttlich, kleine! danke für deine heiße geilheit! küsschen

—- Sie haben ein gif mit einem pulsierenden Hirn erhalten —-

Übersetzung: Marcela Knapp

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