Leben Miteinander – Los Superdemokraticos http://superdemokraticos.com Mon, 03 Sep 2018 09:57:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.8 Spanisch verstehen http://superdemokraticos.com/themen/globalisierung/spanisch-verstehen/ Wed, 21 Mar 2012 10:57:00 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=6316 Unsere Übersetzerinnen der Agentur In-Kult ziehen ein Fazit: Übersetzungsschwierigkeiten, Herausforderungen, Ansprüche und Fehlerteufel beim Hin und Her zwischen den Sprachen Spanisch und Deutsch.

In einem fremden Land lernt man mit vielerlei Dingen zurechtzukommen, ohne sie nachvollziehen zu können. Man weiß wie das System funktioniert, oder wie es gerne funktionieren würde. Man lernt nette Gesten und nicht ganz so nette Gesten voneinander zu unterscheiden. Man lernt Ironie zu verstehen und Witze zu kapieren. Aber es werden immer genug Dinge übrigbleiben, die einfach komplett unbegreifbar sind. Wenn man als Übersetzerin arbeitet, setzt man sich damit auseinander, mit den verschiedensten Ausdrücken, Sätzen oder Wortspielen, die ungefähr zwei Seiten Erläuterung benötigen würden, um sie in all ihren Bedeutungen übersetzen zu können.

Natürlich, das ist die Essenz einer Sprache, und genau darum geht es: zu übersetzen, aber es gibt immer wieder Sätze, die wesentlich weiter vom Original entfernt sind als andere. Hier sind ein paar Beispiele, die wir bei der Übersetzung der LSD-Texte durchlebt haben:

„La felicidad“, man hört es in fast jedem spanischen Lied. Bekannt, aber unübersetzbar bleibt dieses Wort für uns, weil wir uns jedes Mal für ein Teil seiner Bedeutung entscheiden müssen. Glück, Glücksgefühl, Glücklich-Sein, aber als eigenständiges Substantiv. „La felicidad“ ist ein Lebenseinstellung, ein Lebensziel… das oberste Ziel des Lebens sogar, und Glück scheint im Deutschen eher zufällig und vorübergehend.

So wie wir es in Deutschland ganz oft vermeiden müssen, einige hier rassistisch konnotierte Ausdrücke zu benutzen, wegen der Vergangenheit, der Geschichte, werden in einigen Länder in Lateinamerika solche Wörter so leichtfertig benutzt, dass man Bauchschmerzen kriegt, und das ebenfalls wegen der jeweiligen Geschichte. Nach der Kolonialisierung und allen Unabhängigkeitskriegen werden einige Wörter wie „Schwarz“ oder „Rasse“ sogar in einem positiven Sinn benutzt. „Negrito“, „Schwärzchen“, kann ein liebevoller Kosename sein und ein „escritor de raza“ ist weniger „Rassen-Schriftsteller“ als ein Schriftsteller aus Berufung.

Soziale Zusammenhänge, die einige Witze, Ironie oder einfache Beschreibungen ausmachen, müssen für den Leser bekannt sein, um alles verstehen zu können. Die Frage, die sich uns immer stellte, war: Inwieweit kann man einen interessierten, gebildeten Leser voraussetzen, ohne einen zu elitären Anspruch an die Leserschaft zu haben? Vielleicht kennen die meiste deutsche Leser des Blogs Borges, aber kennen sie auch Cortázar oder Facundo Cabral? Wissen sie von der Herkunft Evo Morales‘ oder warum er immer diese Ponchos trägt? Wie weit müssen wir ausholen, um einen Piropo verständlich zu machen? Haben die argentinischen Leser von dem Guttenberg-Skandal gehört? Oder die kolumbianischen Leser schon etwas über Hartz VI gelesen? In einem Blog ist es ja möglich immer ein Link zu setzen, aber müssen wir dann die Leser so behandeln, als ob sie nicht selber recherchieren können?

Es ist immer schwierig, zwei Welten zusammenzubringen, zwei Sprachen, mit all ihren Dialekten, Soziolekten und Feinheiten, aber dass ist die Aufgabe, der wir uns als Übersetzerinnen gestellt haben. Die Dynamik eines Blogs, technische Schwierigkeiten, internetfreie Zone, der Zeitdruck einer Live-Berichterstattung wie von den beiden Buchmessen – Frankfurt und Guadalajara – und der Stil einiger Autoren waren die besten Freunde der niedlichen, kleinen Fehlerteufel. Dennoch haben wir uns über Ozeane hinweggesetzt, Diskurse über-setzt und mit „Los Superdemokraticos“ und dank dem Internet zeitgenössische Autoren aus Lateinamerika und Deutschland so zeitnah und interaktiv zusammengebracht, wie es vorher noch nie der Fall war.

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Balkonmüll http://superdemokraticos.com/laender/deutschland/balkonmull/ http://superdemokraticos.com/laender/deutschland/balkonmull/#comments Tue, 27 Sep 2011 11:43:03 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=5153

(c) Lilli Loge

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Anpassung http://superdemokraticos.com/themen/miteinander/anpassung/ Sun, 31 Jul 2011 14:54:13 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4344

(c) Lilli Loge

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Verseuchende Politik http://superdemokraticos.com/themen/miteinander/verseuchende-politik/ http://superdemokraticos.com/themen/miteinander/verseuchende-politik/#comments Fri, 29 Jul 2011 18:00:58 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4653

"Verseuchende Politik". Gemälde des kolumbianischen Künstlers Juan Jose Barrera.

Wer über die Politik in Kolumbien spricht, tut das so, als diagnostizere er einen bösartigen, gefährlichen und fortgeschrittenen Krebs, der sich Stück für Stück in das Innerste der Gesellschaft frisst. Dieser löst die starke und wachsende Unstimmigkeit ab, zu der sich Kolumbianer aus unterschiedlichen finanziellen Schichten, verschiedener Religionen und Kulturen bekennen, die wir heute „die Linke“ nennen. Kolumbien intellektuell, wirtschaftlich und politisch zu bereichern, ist wesentlich wichtiger als diese kurzsichtige und bequeme Vision, die uns täglich von den Massenmedien vorgegaukelt wird, die ruchlos, fetischistisch und hungrig getrieben von der puren Sensationsgeilheit sind. Währenddessen ist der Dschungel voll mit Rebellen und falscher Gerechtigkeitsliebenden, deren Verstand und Körper von Dioxid-Partikeln aus verseuchender Politik und nicht von reinem Sauerstoff zersetzt wird. Diese machen ihr egoistisches und eigennütziges Ideal zum Ideal von uns allen und zwingen uns dazu, die Karten in einem schmutzigen Spiel aufzunehmen, das wir nicht spielen wollen.

In den marxistisch-leninistischen Fußstapfen des Castro-Guevaraismuses bildeten sich in Kolumbien 1964 die „FARC“ („Farsantes, Antisociales, Resentidos y Corruptos“, dt.: (Frömmler, Antisoziale, Rachsüchtige und Korrupte) unter ihrem Anführer Pedro Antonio Marín alias Tirofijo (dt.: „Sicherer Schuss“) und weiteren Befehlshabern wie Mono Jojoy, Raúl Reyes, Alfonso Cano, usw. Die marxistisch-leninistische Bewegung FARC („Farsantes, Antisociales, Resentidos y Corruptos“, dt.: Frömmler, Antisoziale, Rachsüchtige und Korrupte) operiert in Kolumbien, wie ich eben erwähnte, von besagter Zeit an bis in die heutigen Tage und wird von mehreren westlichen Ländern, von der EU und der UNO als terroristische Organisation eingestuft.

Ihre Aktivitäten bestehen aus Guerrillakrieg und dem „regulären, konventionellen“ Kampf, wie man es hier nennt. Sie nennen ihren Kampf tatsächlich so, obwohl man nicht verstehen kann, was daran konventionell sein soll, wahllos unschuldige Menschen zu töten, Bomben zu legen, jemanden jahrelang an einer Stahl-Kette gefesselt zu halten oder seine Geiseln in Schwefelsäure zu baden – nur um einige ihrer Bonbons zu erwähnen. Dazu kommt der Mord an nicht ganz so unschuldigen Regierungsmitgliedern und Militärs, die Vertreibung der Bauern in städtische Gebiete, die mit der Anpflanzung von Kartoffeln und Zwiebeln rein gar nichts zu tun haben, die Zerstörung der urbanen Infrastruktur und politisch motivierte Geiselnahmen und Ermordungen. In Kolumbien findet der soziale Protest nur in einem sehr eingeschränkten Maß statt, denn jegliche Art der politisch nicht konformen Aktivitäten und des Widerstandes wird mit Terrorismus, Kommunismus, der Guerilla, dem sozialistischen Teufel und den Atheisten, mit falschem „Politisieren“, dem niederträchtigen und intriganten Einmischen in die Politik, mit Wiki-Leads oder mit dem „Karussell der Verträge“ in Zusammenhang gebracht. Unter seinen zahlreichen terroristischen Attentaten ist dieser intellektuelle Block das, was ich eine „intellektuelle Blockade“ nennen würde.

Die früher sogenannten „Guerilleros“ haben 40 % des illegalen Anbaus in Kolumbien, aus dem Drogen hergestellt werden, in ihrer Macht. (Wären wir in den USA, wäre das von Vorteil: mehr Devisen und der Konsum würde im eigenen Land stattfinden). Das trägt in entscheidender Form zur Rechtskräftigkeit dieser narco-terroristischen Organisationen bei, was sich negativ auf die Umwelt, die agrarische Entwicklung des Landes, die Stabilität der Lage in dem Gebiet und auf die Entwicklung des Drogenhandels auf internationaler Ebene auswirkt, genau wie weitere verbrecherische Aktivitäten und falsche Poesie, und ihnen wird bei ihren Genossen in Ecuador, Kuba, Venezuela und einigen kleinen Bastionen in Europa Schutz geboten.

Von einer Erschütterung fallen wir in die nächste. Es gibt nichts Erschütternderes als die französische Kampagne, um Ingrid Betancourt aus der Geiselhaft zu befreien. Eine ignorante Regierung, die sich unwissend gegenüber der schuldhaften Arroganz stellte und die Warnung, die der Politiker Andrés Pastrana während seiner Amtszeit vorbrachte, nicht ernst nahm, brachte eine weitere Politikasterin in diese bemitleidenswerte Situation. Ebenso erschütternd war die emotionsgeladene Welle von Mails, mit der die Freilassung von Emilio, dem unehelichen Sohn einer Journalistin und einem Guerrillero, gefordert wurde.

Ja, es stimmt, in Kolumbien lassen die Erschütterungen nicht nach. Das Schlimme daran ist, dass hier alles erschütternd wird und sich trotzdem nichts bewegt. Die Ereignisse in Kolumbien der letzten Wochen können aus Sicht der Menschenrechte als widerlich, aus der Perspektive der internationalen Beziehungen als außergewöhnlich und aus einem militärischen Blickwinkel als theatralisch bezeichnet werden. Aber schwierigerweise sind wir vom politischen Standpunkt aus gesehen wieder dabei eine mitreißende Saison zu absolvieren. Senatoren, Minister, Sekretäre, Vizeminister … von was genau? Von der Landwirtschaft, von der Daseinsversorgung, von Baustellen in der Stadt, von der Regierung, alle kommen sie wegen Korruption und Veruntreuung ins Gefängnis … es scheint, als würde der Deckel des verfaulten Kochtopf der politischen Regierung dieses Landes endlich aufgehen, ein Deckel, der über Jahre lang den Topf gut dicht geschlossen hielt. Nein, was sage ich: Die Politik reicht nicht aus das Gesehene zu beschreiben. Man müsste an einer Art arroganten Erzählung über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Ehrlichkeit und Korruption, teilnehmen. Es ist definitiv nicht einfach, in Kolumbien zu leben – mit dem lokalen Krieg und dem bewaffneten Konflikt –, aber hinter diesem schwarzen Panorama verstecken sich die rechtschaffenden Frauen und Männer, die ununterbrochen für den Frieden arbeiten und kämpfen. Ein intimes Bild, weit weg von den Politikern und Guerrilleros, von den Bomben und den Entführungen, dort nehmen normale Frauen wie du und ich, wie die Heldin von Sophokles in der griechischen Tragödie, den unaufhörlichen Kampf auf sich, um ihre Familien aus dem Theater der Gewalt herauszuhalten und die Rechte wieder einzufordern, die ihnen von den in Macht Gekleideten entrissen wurden. Und auch wenn es ironisch und paradox klingen mag: Das Leben und Zusammenleben in Kolumbien ist eine der bereichernsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Wenn man vom Ausland in dieses so andere Land kommt, ist es oft so, wie die internationalen Medien sagen, es ist das „gefährlichste“. Ich aber würde sagen, dass die Durchschaubarkeit dieser Nachrichten nicht so deutlich ist – wie meine Oma sagen würde: „Der Tiger ist gar nicht so wie er dargestellt wird“ – dass man hier Harmonie, Sorglosigkeit und Frieden atmet, auch wenn viele daran zweifeln.

Vertrauen und etwas, das man in anderen Ländern nur schwer findet: Solidarität von allen Menschen, die strahlend mit einem ehrlichen Lächeln ihre Familien, Freunde, besten Freundinnen und sogar Unbekannte empfangen. „Was kann ich Ihnen anbieten, Euer Gnaden?“, „Lassen Sie es sich sehr gut gehen“ und „Wie darf ich Ihnen helfen?“ sind ikonische Redewendungen dieses multikulturellen Landes, das so eine enorme Artenvielfalt hat, so reich an liebevollem und liebenswertem Zusammenleben miteinander ist. Wie manche so sagen: „Kolumbien, das einzige Risiko ist, dass du bleiben willst.“

Übersetzung: Barbara Buxbaum

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Schwarze Diaspora http://superdemokraticos.com/laender/usa/schwarze-diaspora/ http://superdemokraticos.com/laender/usa/schwarze-diaspora/#comments Wed, 27 Jul 2011 06:48:18 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4308 Ich sitze in einem Café. Die Sonne scheint, mein Blick fällt erst auf die riesigen Palmen, deren Wedel sich im Wind bewegen und dann auf Angela Davis, die mir entgegenkommt. Mit Yoga-Matte auf dem Rücken lächelt sie mir zu und fragt mich, wie es mir geht. Wir haben uns vor ein paar Wochen auf einer Veranstaltung kennengelernt. In den drei kurzen Monaten, in denen ich jetzt in Kalifornien lebe, hatte ich Begegnungen, von denen ich in Deutschland über Jahre hätte zehren können. Manchmal wünschte ich, ich wäre hier aufgewachsen und hätte nicht in Deutschland, umgeben von diesem endlosen undurchdringlichen Weißsein meine Identität als Schwarze Frau formen müssen.* Ich hätte mich nicht von der frühesten Kindheit an damit auseinandersetzen müssen, dass man in mir zuerst die Repräsentation einer Gruppe sieht und erst sehr viel später die Person. Damit, dass afrodeutsche Menschen wie ich im medialen Diskurs nicht oder nur als Klischee vorkommen. Damit, dass man uns Dinge nennt, die eines Menschen nicht würdig sind.

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Hier muss ich mich nicht mehr ständig definieren und erklären. Gerade weil das Schwarzsein so präsent ist, ist mein Schwarzsein nicht mehr entscheidend. Plötzlich kommen keine Rückfragen mehr, wenn ich sage, dass ich aus Deutschland bin (Aber woher kommst du wirklich? Und ursprünglich? Aber deine Eltern?…). Ich kann mich in 30 Lebensjahren an keine einzige Situation erinnern, in der so eine Aussage in Deutschland unhinterfragt stehen blieb. Schwarzsein und Deutschsein schließen sich für zu viele noch immer gegenseitig aus.

Manchmal vermisse ich es. Doch dann erinnere ich mich wieder. An das Fremdsein im eigenen Land. Daran, dass all die Selbstverständlichkeiten, an die ich mich in meiner neuen Heimat schon komplett gewöhnt habe, dort nicht existieren. Dass ich in Deutschland nicht zufällig meinen HeldInnen und inspirierenden Menschen wie Alice Walker, Chuck D und Danny Glover begegne, sondern viel Zeit, Energie und Planung investieren muss, um mir (und anderen) vor Augen zu halten, wie vielschichtig und bewundernswert wir Menschen of Color sind. Und während wir uns in Hamburg und dem Rest Deutschlands dagegen wehren, dass weitere Kolonialisten mit Straßen- und Stadtteilnamen geehrt werden, lebe ich hier zwischen Gebäuden, Autobahnen und Plätzen, die nach Schwarzen Widerstandskämpfern und Politikern benannt sind. Hier kann ich mich den unterschiedlichsten Schwarzen Gruppen und Organisationen anschließen und muss sie nicht selbst gründen. Hier kann auch ich einfach mal mitmachen.

Kann zu Marcus Books, dem ältesten unabhängigen Schwarzen Buchladen der Vereinigten Staaten spazieren und mich durch die gesammelten Werke literarischen Schaffens aus der afrikanischen Diaspora wühlen. Die afrikanische Diaspora hat hier sogar ihr eigenes Museum. Ich freue mich. In mir hat sich so viel entspannt. Natürlich weiß ich, dass auch hier hinter all dem, was ich jetzt genießen kann, schmerzhafte Opfer und Kämpfe stehen. Kämpfe, die noch lange nicht vorbei sind. Insofern ist mein Aufenthalt hier so, als hätte ich mich in eine Zeitmaschine gesetzt, hätte eine Preview des Möglichen. All das – und etwas ganz Eigenes – können wir in Deutschland auch haben. Wenn wir uns weiterhin als People of Color organisieren und nicht mit dem Status quo abfinden.

Ein afroamerikanischer Gast-Professor war am Ende seines Aufenthalts an meiner Uni so über das schockiert, was er im Kollegium hörte und in Hamburg erlebte, dass er alle Schwarzen Studierenden in meinem Fachbereich davon überzeugen wollte, in die USA zu kommen. Ich war der Meinung, dass Abhauen keine Lösung sei, dass man bleiben und etwas verändern müsse. Dass man nicht einfach alle(s) im Stich lassen könne. Sein Statement dazu: „Die Frage ist, wie viel man selbst aushalten kann.“

Für mein junges Aktivistinnen-Herz war das damals schwer hinzunehmen. Das war wie Hochverrat an der Sache, der ich damals mein Leben widmete. Aber mein Professor hatte recht, man muss auf sich selbst aufpassen. Zwischendurch auftanken. Und so versuche ich zumindest aus der Ferne ein paar Dinge aus der Zukunft mit denen zu teilen, die in Deutschland die Stellung halten:

youtube http://www.youtube.com/watch?v=94W1JjvWOSk

*Schwarz ist eine politische Selbstbezeichnung, die adjektivisch in Großschreibung verwendet wird.

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Das typische Paar ist eine Dreierbeziehung http://superdemokraticos.com/laender/deutschland/das-typische-paar-ist-eine-dreierbeziehung/ http://superdemokraticos.com/laender/deutschland/das-typische-paar-ist-eine-dreierbeziehung/#comments Mon, 25 Jul 2011 13:04:39 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4567

He roller-coaster he got early warning
He got muddy water he one mojo filter
He say „One and one and one is three“
Got to be good-looking ‚cause he’s so hard to see
Come together right now over me (Come Together, Beatles)

Wenn man das Wort „miteinander“ googelt, dann schlägt der schlaue Algorhythmus folgende Kombinationen vor:

– „miteinander reden“
– „miteinander schlafen“
– „miteinander leben“

In dieser Reihenfolge. Wie ist das in deiner Sprache? Auf Deutsch zumindest benennt die Suchmaschine witzigerweise das typisch deutsche Paarwerdungsverhalten: Zunächst isst man gemeinsam, ein Flachleger-Gericht zu Hause oder bei Kerzenlicht-Kitsch im Restaurant, eine gruppendynamische Picknickwurst im Park oder vielleicht auch Chips zum Kneipenbier, dann schläft man miteinander und dann liebt, äh, lebt man zusammen.

Paare.

Paare.

Natürlich kann am Anfang des zweisamen Miteinanders auch ein Blick stehen, ein Witz oder ein Tanz, ein Streit, ein Marienkäfer, Rachegefühle, eine Schlange, ein Milchgetränk oder ein Gedicht. (Bitte ergänze diese Reihe durch deine individuelle Start-Romantik.) In der Realität stehen am Ende des zweisamen Miteinanders sehr oft der falsche Pass, die fehlende Aufenthaltsgenehmigung, das sprachliche und kulturelle Missverstehen, vor allem heute, in einer Zeit, in der die gemischt-kulturellen Paare nicht mehr unsichtbar sind. Jede neunte in Deutschland geschlossene Ehe ist bereits binational (Zahlen von 2008), Tendenz stark steigend. „Bei den unter Sechsjährigen bilden Kinder mit Migrationshintergrund bereits die Mehrheit“ (Mark Terkessidis: Interkultur, 2010). Auch ich war mit mehr Nicht-Deutschen zusammen als mit Deutschen, und das liegt nicht daran, dass ich die Deutschen nicht mag, obwohl sie alle besserwisserische, pragmatische, regelkonforme Nazis sind wie ich. Es liegt daran, dass die Stadt Berlin, wo ich wohne, immer internationaler wird. Sogar die Aliens hier, die unter grüner Kostümierung Flugblätter und Werbung verteilen, sind mehrsprachig; echte Berliner sind vom Aussterben bedroht. Und so kann ich sagen, bin ich zu einer Expertin des transkulturellen Liebens geworden. Und des transkulturellen Scheiterns, u.a. beim Streiten in einer fremden Sprache, beim Missverstehen von Komplimenten, beim Rollenverständnis im Haushalt.

Zum Glück gibt es Beratungen für binationale Paare, wichtig bei juristischen Fragen. In einem Kreuzberger Hinterhof etwa arbeiten Rechtsanwälte kostenlos daran, die Liebe in Zeiten der Globalisierung nicht an Vorschriften scheitern zu lassen. Nehmen Sie Platz, nehmen Sie einen Tee, erzählen Sie mal. Nun, so groß ist der Spielraum nicht: Wer etwa keine Aufenthaltsgenehmigung hat, dem werden drei Vorschläge gemacht, um eine solche zu erhalten. 1. Verdiene so viel Geld, dass du eine Wohnung und deinen Unterhalt zahlen kannst. Das ist für Ausländer oft sehr schwierig, da ihre Ausbildungen nicht anerkannt werden, ihnen Kontakte fehlen, und sie daher oft im Niedriglohnsektor landen, wenn überhaupt. 2. Heirate einen EU-Bürger. 3. Mach ein Kind mit einer/m Deutschen.

Und so gerät die Liebe in den Strudel ökonomischer, bürokratischer und existenzieller Abhängigkeiten. Ein Kind ist auf einmal so viel (oder so wenig) wert wie ein Aufenthaltsstempel im Pass. Gefühle werden überlagert von Erwartungen, Hilfestellungen und, vielleicht auch, von verweigerter Hilfe. Rot ist nicht immer das Zeichen von Liebe, auch von Alarm. Rot ist auch die Wut. Der Ärger über Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, falschen Ansprüchen. Ein Wir explodiert.

Die deutsche Lyrikerin Monika Rinck schrieb 2006 in ihrem poetischen Essay „Ah, das Love-Ding!“ über die Problematik des Plurals, immerhin auch eine grammatikalische Funktion, nicht nur eine zwischenmenschliche: „Der Plural suggeriert ein gemeinsames Interesse, ein Dazwischensein im Sinne des Wortes. Ein Wir allein muss keine Gruppe sein.“ Ein Wir ist ein seltsames Wesen, im besten Falle eine Schnittmenge aus gemeinsamen Interessen und Werten, Zielen und Fragen. Nochmal Monika Rinck: „Zu einer Gruppe gehört, dass es etwas Gemeinsames gibt. Eine Kultur (in der flächigsten Verwendung des Begriffs) oder, sagen wir: ein Anliegen, eine Glückserwartung.“ Dieses Gemeinsame ist das Dritte im Bunde. Das Bindemittel, der Emulgator, das immer wieder überraschende Ergebnis eines Experiments, wenn Ich und Du im Reagenzglas der Emotion aufeinandertreffen. Im schlechtesten Fall ist das unsichtbare Dritte ein ungerechtes Gesetz, ein nicht zahlender Arbeitgeber, ein familiär vererbtes Trauma.

Wie also mit dem Dritten zusammenleben? Woran kann ich es überhaupt erkennen? Ein Weg wäre sicherlich, „miteinander“ immer als Qualität einer Handlung zu verstehen, nicht als Definition einer Situation. So dass das handlungsunfähige, weil abwesende Dritte den Kürzeren zieht. „Miteinander“ wäre dann zu verstehen als ein selbst zu interpretierendes Vorzeichen für einen Traumraum des Plural. Der karibische Philosoph und Autor Édouard Glissant nannte das in seinem Verständnis von Identitätspolitik die „Poetik der Beziehung“: „Die Spur des Lebens wird nicht durch das Identische gelegt, sondern durch das Verschiedene. Das Gleiche produziert: nichts. Das beginnt schon mit der Genetik. Zwei gleiche Zellen können nichts Neues produzieren. Und in der Kultur ist das auch so.“

Dreierkombi: Das Verschiedene ist miteinander poetisch. Die Miteinanderpoetik ist verschieden. Das Miteinander ist verschieden poetisch. Und wer das Miteinander für eine Gefahr hält, ist eine Gefahr für das Miteinander, siehe Anders Breiviks Terroramok in Oslo, bei dem mehr als 90 unschuldige Menschen für eine wahnsinnige Sache starben.

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Wunschbär http://superdemokraticos.com/themen/miteinander/wunschbar/ Sun, 24 Jul 2011 07:00:22 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4320

Mmh, ich würde gerne jünger sein. Ah, nein, warte, älter. Das würde mir mehr Autorität verleihen. Oder nicht jünger, aber nicht zu jung, mit Sexappeal aber nicht, um Jüngere zu angeln. Oder vielleicht nur alt am Wochenende und …

Pah! Zu kompliziert.

(c) Anna BB

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Derselbe Cholo in einem neuen Poncho http://superdemokraticos.com/themen/geschichte/derselbe-cholo-in-einem-neuen-poncho/ Fri, 22 Jul 2011 10:44:22 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4521 Von der Ära der Inkaherrschaft zum Pluri-Multi-Staat.

Der seltsame Fall des bolivianischen Staates ist eine detaillierte Untersuchung wert, samt Lupe und Teleskop. Begreifen Sie „Staat“ in seiner erweiterten Bedeutung, in der Akzeptanz der beiden Aspekte: der politischen Organisation der nationalen und regionalen öffentlichen Institutionen einerseits und der historischen Entwicklung der gesellschaftlichen Situation andererseits.

Wir Bolivianer sind immer dieselben, die zusammen leben. Aber wir überleben das Miteinander, das seit der neueren Dekolonialisierungspolitik in Frage gestellt wird, immer noch mit den kreolischen Sitten der Mittelschicht, mit Jahrtausende alten Nuancen, je nach dem Ursprung der einzelnen, individuellen Kultur. „Wie geht es dir, Genossin?“, begrüßten wir uns in der Zeit der Republikaner; „Wie läuft’s so, Schwester?“, als die bunten Whipalas in Mode kamen. Wir Frauen verließen ein bisschen unsere Rolle als Sklaven des Inkas, um unsere genialen Rechte einzufordern: Außer zu nähen, zu kochen und zu waschen, dürfen wir auch arbeiten gehen. Wir sind Verkäuferinnen heißer Maiskolben neben einer modernen, stinkenden Mikro-Müllanlage neben dem Markt oder unsichtbare Arbeiterinnen am Herd, von Geburt an. Für diese Arbeiten braucht niemand Rechnungen zu stellen, so dass der Arbeitgeber solche Gehälter nicht als Ausgaben steuerlich geltend machen kann.

Unheimlich lustig diese Menschenrechte für Frauen. Immer schon. Dieselbe Chola (eine Frau in typischer Tracht mit Rock und Hut, Anm. d.Ü.) in einem neuen Rock, so lautet ein nationales Sprichwort. Es ist Produkt des kreolischen, machistisch-geprägten Scharfsinns, der sofort ein Stigma erschafft, um das Chaos zu verbergen.

Im Imperium, in der Real Audiencia von Charcas, in der unvollendeten Republik und dem jetzigen Plurinationalen Staat der Multilingualen und Plurikulturellen herrschten und herrschen weit vor den Menschen die unantastbaren Besitztümer des Geldes. Und natürlich werden die Menschen vergegenständlicht, um sie gleichermaßen auf der Seite des Angebots und der Seite der Nachfrage verteilen zu können, egal was sie sein wollen, was sie gerne tun würden, was sie glücklich machen würde. Und die Frauen trifft es in dieser Sache noch schlimmer als alle anderen.

Warum sollte es auch anders sein, wenn wir aufgrund der Tradition ja wissen, dass die Collita wegen allem heult und der Cambita einfach alles steht? Die Gewalt, die als etwas, „das immer schon existierte“, akzeptiert wird, weist alles mit Hilfe von Beschimpfungen, Schlägen und Gemeinheiten in seine Schranken.

In Evos Land ist der Präsident derselbe Cholo in neuem Poncho. Erinnert ihr euch, wie wir in der Grundschule lernten, dass die bolivianische Bevölkerung sich aus Kreolen, Mestizen, Cholos, Indigenen und Schwarzen zusammensetzt? Jetzt gilt es als pejorativ, wenn man sich auf diese Konzepte und auf die verschiedenen Kulturen bezieht. Sie gelten als Schimpfwörter! Klar,  diese Kulturen haben soziale Schichten gemeinsam, sicherlich, aber das, was sie am deutlichsten gemeinsam haben, will niemand sehen: Das ist die Gleichheit bei der Unterdrückung der Frauen. Wir Frauen wissen wohl wie wir mit all den Codes, denen es nicht an Strichen fehlt, zusammenleben können. Wir kümmern uns um die Familie, bekommen Kinder, die wir bis zur Volljährigkeit und darüber hinaus begleiten, wir sorgen für die Ernährung, die Gesundheit, den Schutz; gehen für den Lebensunterhalt auf die Straße und sind immer noch, jedes Mal mehr, das Oberhaupt der Familie. Und dazu werden wir beschimpft, geschlagen, die Söhne verleugnen uns, wir werden vor das Jugendamt zitiert, als hätten wir mit dem Heiligen Geist geschlafen!

Hausmütterlein, verkauf mir bitte Mandarinen. Hausmütterlein, kauf mir bitte Mandarinen ab.

An kleineren Sünden mangelt es uns nicht. Wir unterscheiden uns voneinander durch Neid, weil die eine besser aussieht als die andere, oder weil es eine besser getroffen hat. Aber wir leben mit derselben panischen Angst, mit denselben Unbeständigkeiten, demselben Argwohn, denselben Sorgen zusammen. Die familiäre Wirtschaft reduziert sich auf den Verbraucherpreisindex. Sieh selbst, wie du damit zurechtkommst, während die andere Wirtschaft, die sich nach Metallen, Taschen, Fiktion und Millionen ausrichtet zwar gute Titelgeschichten macht, sich aber in den Mündern einer Minderheit befindet, die uns deshalb unterdrückt, weil wir nicht die Koka-Blätter kauende Mehrheit sind.

Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke, aber in Evos Land hat sich nichts verändert. Weiterhin werden Schulden bei den USA getilgt, Schulden, die nicht wir verursacht haben, sondern diejenigen, die von den Liberalen und Republikanern beschuldigt werden, wie jene, die unter der Flagge des Sozialismus stehlen und immer wieder wiederholt haben: Vaterland oder Tod, wir werden siegen. Wir Frauen leben fast stillschweigend innerhalb der gemeinsamen Mission zusammen, die da heißt, unsere Spezies und unseren Gemeinsinn zu vermehren. Es würde ein kleiner Riss ausreichen, damit die euphorischen Farben unserer empörten und lächelnden Wangen wie der großartigste Vulkan explodieren.

Übersetzung: Barbara Buxbaum

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Das Ghetto in den Köpfen http://superdemokraticos.com/laender/deutschland/das-ghetto-in-den-kopfen/ Tue, 19 Jul 2011 13:45:06 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4316

Ein Kopf in Neukölln, im U-Bahnhof Boddinstr., Berlin, in einem sogenannten Problembezirk, wo die Mieten immer teurer werden. Foto: Anna-Esther Younes

Ich verbrachte Anfang der 1990er Jahre viel Zeit vor dem Fernseher. Ich sah Ice-T in New Jack City, ich sah Kids mit Butterfly-Messern und Neunmillimetern, die davon sprachen, dass sie raus mussten. In dem Film Sleepers sagt Robert De Niro zu seinen Kindern: „Ihr könnt es alle hier raus schaffen.“ Immer ging es ums Rauskommen. Ich lehnte zehnjährig an den Holzbalken vor dem Bolzplatz in meinem Viertel, wo überwiegend Lehrer wohnten, und spuckte auf den Boden. Ich wollte auch raus.

Zuerst versuchte ich mir einzureden, dass ich in einem urbanen Ghetto lebte, wie ich es aus dem US-Amerikanischen Film kannte und überredete meine Mutter mir Baggy Pants zu kaufen. Doch trotz der Graffitis auf den Hausfassaden in meiner Straße und trotz der Junkies hinter dem Bahnhof, musste ich mir eingestehen: Die meisten Bewohner hier hausten in großen, renovierten Altbauwohnungen mit Engeln und Sternen im Stuck.

Die Sehnsucht nach dem Leben urbaner Vorstadt-Kids aus den sechziger, siebziger, achtziger und neunziger Jahren in den Staaten mag eine unreife Projektion oder ein Akt unbewusster Subversion gewesen sein – heute glaube ich wirklich, dass wir in Ghettos leben. Nur sehen sie anders aus als im Fernsehen. Das Ghetto, in dem wir sozialisiert werden, ist ein Kopfghetto.

Ein imaginierter Raum für den Anderen. Ein Ort auf den er verwiesen wird und an dem er bleiben darf, solange er sich nicht rührt, solange er die Grenzen respektiert. Zum Beispiel muss ein Filmemacher aus einer türkischen Familie die Migrationsgeschichte oder die Heimat der Eltern thematisieren oder die angeblichen Konflikte zwischen den Kulturen. Er soll seiner Kategorie gerecht werden, in seinem Ghetto bleiben.

Im Kopfghetto bekommen Dinge einen Fetischcharakter: Jede Banalität – der Verzehr von (Schweine-)Fleisch, die Nutzung eines Baumwoll- oder Seidentuches als Kopfbedeckung, die Art der Begrüßung (Umarmung? Küsschen? Handschlag?) – bekommt eine fundamentale und mit anderen Dingen inkompatible Wichtigkeit. Und dann befinden wir uns mitten in einer Debatte darüber, ob bestimmte Kulturen miteinander existieren können. Dabei ist all das Gerede über (Schweine)Fleisch, Alkohol, Tücher nur ein zum Scheitern verurteilter Versuch, unsere Haltlosigkeit zu überspielen. In einer sich hybridisierenden Welt, wo Identitätskonturen zunehmend verschwimmen.

Das Ghetto wird größer als das Nicht-Ghetto. Es wächst mit der Vermehrung hybrider Identitäten. Und diejenigen, die versuchen, den Anderen in seinen Raum zu verweisen, sperren sich damit selber aus; sie bleiben provinziell in einer immer kosmopolitischeren Welt. Es gibt keinen Migranten-Film mehr, und es gibt auch keinen Nicht-Migranten-Film mehr, keine Migranten-Literatur und keine Nicht-Migrantenliteratur. Mit diesen Kategorien lässt sich nichts fassen. Von jeder mittelgroßen Stadt reichen Verbindungen in viele verschiedene Länder, überall. Diese Verbindungen reichen in die Erzählungen unserer Zeit hinein.

Circa 18 Jahre nach meiner Ghettosehnsucht auf dem Bolzplatz des mittelständischen Viertels, in dem ich aufgewachsen bin, sitze ich in Serdars Internet Café in Berlin-Neukölln und arbeite an einem seiner PCs. Kinder laufen ins Geschäft um saure Lakritzbretzeln und Cola-Weingummi zu kaufen oder Computer zu spielen. Ein kleiner Junge Namens Metin mit einer viel zu großen Hornbrille drückt mir ein Heft mit seinen neuesten, selbstgeschriebenen Science-Fiction-Geschichten in die Hand – bei ihm sind Aylin und Hazm gewöhnliche Namen Berliner Helden. Serdar will Feierabend machen und dreht das „Geöffnet“-Schild an der Glastür um. Metin sagt zu mir: „Jetzt steh endlich auf. Wir wollen doch alle bald raus hier.“

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Voller Liebe http://superdemokraticos.com/themen/miteinander/voller-liebe/ Thu, 14 Jul 2011 22:13:46 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=4347

Wenn ich mit Q bin
ist alles von Liebe erfüllt

(c) powerpaola

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